Klin Monbl Augenheilkd 1981; 179(9): 177-181
DOI: 10.1055/s-2008-1057286
© 1981 F. Enke Verlag Stuttgart

Das ABC der Vollkorrektur*

ABC of Full Optic CorrectionS. Réthy
  • Voerde
* Auf der 6. Schielseminarwoche des Berufsverbands der Augenärzte (1980) vorgetragen.
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Publication Date:
11 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Das Einrasten der Impulse zum dauerhaften akkommodativen Ausgleich der Hypermetropie ist das dauerhafte Resultat eines Erkenntnisgewinns des kindlichen Gehirns. Es gehört zur Anpassungspalette der Einwärtsschielenden mit Refraktionsfehler. Die Vollkorrektur der Hypermétropie ist durch diese Anpassung erschwert. Die Stufen der Schwierigkeiten entwickeln sich nacheinander. A) Die Zykloplegie ist notwendig für die Manifestierung der latenten Hypermetropie, weil die „eingerastete” Aktivität des gewohnten akkommodativen Ausgleiches gegenüber der (durch vorgesetzte Gläser erreichbaren) Fokussierungsänderungen unempfindlich geworden ist. Damit ist die Aufmerksamkeit (für die dauerhafte Fokussierung) entlastet. Die automatische Aktivität der akkommodativen Impulse ist auf die dauernd deutliche Fokussierung eingestellt. Der mehr generalisierte auslösende Reiz ist das Licht geworden. Wenn die Fokussierung durch Gläser geändert wird, können die Impulse nicht nachgeben. Die Entspannung kann nicht erfolgen. Nur bei Dunkelheit entspannt sich der akkommodative Ausgleich und wird die sonst latente Hypermetropie manifest. - B) Dynamisches Einrasten. Die durch Zykloplegie zeitweilig entspannten Tonusimpulse der Akkommodation kehren nach Abklingen der Zykloplegie trotz (mit exakter optischer Korrektur erreichter) guter Fokussierung zurück. Damit wird aus der (mit Brille) exakt fokussierten Sicht wieder störendes, trübes Sehen und die Brille wird abgelegt. Die gewohnte Akkommodation zum Ausgleich der Hypermetropie kann nicht sofort aufhören. - C) Statisches Einrasten. Nach längerem Bestehen ist die Anspannung beinahe unbeweglich geworden. Zykloplegie kann die latente Hypermetropie nicht mehr sofort manifestieren. Die optimal volle Brillenkorrektur ist in dieser Phase relativ, nur auf die Zeit der Untersuchung bezogen relativ gut. Der generalisierte Reiz kann wieder differenziert werden durch das ständige Tragen der optimalen Brillenkorrektur. Die Fokussierung kann damit die Oberhand über die Tonusimpulse der Akkommodation zurückgewinnen. Die Gläser können den akkommodativen Ausgleich der Hypermetropie sofort ablösen. Dieses ABC kann für die Verordnung der vollen Korrektur der latenten Hypermetropie nützlich sein.

Summary

The tonus of accommodation neutralizing hypermetropic refractive errors in infants may become stabilized, i.e., by frequent, regularly repeated “clicking in”, as an automatic pattern of impulses. This behavior pattern of tonus impulses seems to be an adaptive achievement of the infantile brain, and is frequent in cases of squint. The following phases of development may be observed: A) Constant sharp focusing is achieved in spite of hypermetropia by this elevated automatic accommodation tonus, which is almost intensitive to changes of focusing by means of glasses. Immediate relaxation cannot be achieved by glasses alone. For the manifestation of latent hypermetropia cycloplegia is necessary. Later, the following two stages may develop as a result of further stabilization: B) Dynamic phase: The tonus relaxes during cycloplegia, but returns in spite of sharp focusing by glasses which correct the refractive error exactly. Vision becomes blurred with the glasses, due to the dynamic return of the tonus impulses. Focused or unfocused light, the original stimulus of accommodation, is altered. Light itself as the more general stimulus activates the impulses. The constant burden of the attention needed for exact focusing is relieved by this stimulus generalization. Thus, voluntary focusing becomes automatic. C) Static phase: The tonus of accommodation can no longer be fully relaxed in cycloplegia. The total latent hypermetropia can be fully manifested temporarily only in deep general anesthesia. Full optic correction may be regarded as relative in this phase, depending on the time factor, because stronger glasses will be optimal later on. The total hypermetropia can only be manifested step by step. The automatic tonus of accommodation becomes similar to a reflex, the frequently used impulse pattern clicking in automatically. But it is not a reflex! The generalized stimulus can be differentiated again. The optimal correction positively reinforces the relaxation of the tonus. After some time, focusing can gradually regain control over the accommodative tonus: The glasses will be able to relax the accommodation immediately. Full correction of the hypermetropia is then possible.