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DOI: 10.1055/s-2008-1058077
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Editorial
Publication History
Publication Date:
05 March 2008 (online)
Die Beiträge der vorliegenden ersten Ausgabe der Suchttherapie in diesem Jahr lassen sich nicht von der Klammer eines gemeinsamen Schwerpunktthemas zusammenhalten. Doch auch die Streuung der Themen bildet insgesamt eine interessante Ausgabe.
Die Ergebnisse einer bundesweiten Repräsentativbefragung zur Glücksspielteilnahme und zu Glücksspielproblemen berichten Sven Buth und Heino Stöver in ihrem Artikel. Anhand von 7 980 Befragungen können sie eine Gruppe von Spielern identifizieren, die überdurchschnittlich häufig von pathologischem Glücksspielverhalten betroffen ist und denen das besondere Augenmerk von Suchtforschung und Behandlern zuteil werden sollte.
Die Bedeutung einer differenzierten Betrachtung der Konsumverläufe psychoaktiver Substanzen von Jugendlichen hebt der Artikel von Jens Ullrich-Kleinmanns, Henrik Jungaberle, Jan Weinhold und Rolf Verres hervor. Sie konnten 318 Schülerinnen und Schüler über mehrere Jahre hinweg zu ihrem Konsumverhalten, aber auch zu ihrer eigenen Risikowahrnehmung und zur Ausprägung ihres Kohärenzsinns, d. h. zu ihrem Empfinden von Verstehbarkeit, Beeinflussbarkeit und Bedeutsamkeit des eigenen Handelns befragen.
Zwei Artikel haben - sehr praxisnah - die Förderung des Nichtrauchens zum Thema. Barbara Krug, Christian Haasen und Margrit Schlankardt stellen ein Hamburger Praxisprojekt zur Förderung des Nichtrauchens in Schwangerschaft und Säuglingszeit, kurz PATERAS, dar. Hierbei handelt es sich um eine proaktive Telefonberatung, d. h. interessierte Frauen und auch Partner werden von den Beraterinnen telefonisch über einen vereinbarten Zeitraum hinweg kontaktiert. Da der Erstkontakt mit den Betroffenen über behandelnde Ärztinnen oder Ärzte, Hebammen, Beratungsstellen u. a. erfolgt, ist die Knüpfung eines dementsprechenden Netzwerkes ein erster Schritt zur erfolgreichen Behandlung.
Vis á vis begegnen sich dagegen die Therapeuten und die angehenden Nichtraucherinnen und Nichtraucher in dem kognitiv verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppenkurs, über den Manuela Raffling, Kerstin Walden und Pál Bölcskei berichten. Sehr anschaulich zeigen sie anhand von zwei unterschiedlichen Falldarstellungen den Weg aus der Nikotinabhängigkeit.
Die Tagungs- und Kongressberichte geben einen Einblick in breit gefächerte Aktivitäten und Themenbereiche. Herr Niemann berichtet über den 6. Parlamentarischen Abend mit Vertretern der DGS, der substituierenden Ärzteschaft und der Politik und belegt eindrücklich, dass Migranten auch das Drogenhilfesystem vor Herausforderungen stellen, die neue und innovative Konzepte erfordern.
Die Diskussion um neue gesetzliche Verordnungen hat die Glücksspielsucht im vergangenen Jahr stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit und auch der Suchtforscher gerückt. Der Beitrag von Georg Farnbacher von der 18. Jahrestagung des Fachverbandes Glücksspielsucht e. V. informiert im Überblick über alte und neue Formen des Glücksspiels. Der Zugang zum Internet etabliert in immer kürzeren Zeitintervallen neue Spielformen, die zu einem großen Teil jüngere Spieler ansprechen.
Der Zusammenhang von Hepatitis C und Drogengebrauch ist unumstritten und dennoch besteht auch hier ein dringender Handlungsbedarf, wie der 4. Internationale Fachtag Hepatitis C und Drogengebrauch deutlich machte. Das Fehlen einer nationalen Strategie zur Prävention und Behandlung macht das Treffen nationaler und internationaler Suchtforscher, sowie die Präsentation gelungener, regionaler Modellprojekte um so notwendiger, wie Dirk Gansefort und Kai Schnackenberger in ihrem Beitrag betonen.
HCV-, sowie HIV/HBV-Infektionen waren auch Thema auf der 3. Europäischen Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft. Heino Stövers Beitrag zeigt deutlich, welchen Morbiditätsbelastungen Menschen in Haft ausgesetzt sind und wie weit die deutsche Praxis noch von der Umsetzung der Vorgaben der WHO und neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse entfernt ist.
Schon der Titel „Junge Cannabiskonsumenten und älter gewordene Drogenabhängige” macht die Spannweite der ambitionierten Jahrestagung des Suchtausschusses der Bundesdirektorenkonferenz psychiatrischer Krankenhäuser (BDK) deutlich. Gerhard Reymanns Beitrag zeigt, wie wichtig eine differenzierte Betrachtungsweise des Cannabiskonsums der meist jungen Konsumenten ist. Die immer älter werdenden Alkohol- und Drogenabhängigen werden das Hilfesystem zunehmend vor Herausforderungen stellen, die neue Behandlungsansätze erfordern.
Ein Blick auf den Veranstaltungskalender macht sichtbar, dass auch dieses Jahr wieder besondere Tagungen und Kongresse geplant sind. Vielleicht findet der eine oder andere Termin Eingang in ihre persönliche Jahresplanung.
Korrespondenzadresse
S. Kuhn
Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS) c/o Zentrum für Psychosoziale Medizin Psychiatrie und Psychotherapie im UKE
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Email: skuhn@uke.uni-hamburg.de