Der Klinikarzt 2008; 37(2): 59
DOI: 10.1055/s-2008-1061731
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Einfach ungesättigte Fettsäuren mit gesundheitsschädlicher Wirkung - Ist Olivenöl doch nicht so gesund wie man immer dachte?

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Publication Date:
29 February 2008 (online)

 
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Seit Jahren preisen Ernährungswissenschaftler die Vorteile mediterraner Kost. Besonders Olivenöl gilt als gesundheitsfördernd und kann, so die "landläufige Meinung" zur Senkung des Cholesterinspiegels und damit zur Herzinfarktprävention beitragen. Aktuelle Studienergebnisse von Prof. Susanne Klump, Münster, und dem Marburger Emeritus Prof. Josef Krieglstein konterkarieren jetzt diese Annahme.

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Im Labor: Ölsäure vermittelt die Entstehung arteriosklerotischer Plaques

"Zwar lässt sich ein Zusammenhang zwischen mediterraner Kost und einer geringeren Herzinfarktrate statistisch eindeutig nachweisen", sagte Krieglstein. Dass dies aber ein Effekt des Olivenöls ist, sei jedoch niemals nachgewiesen worden. Möglicherweise ist genau das Gegenteil der Fall. Denn nach den Laborergebnissen von Krieglstein und Klumpp steigern einige einfach ungesättigte Fettsäuren wie die Ölsäure aus Olivenöl die Aktivität der Proteinphosphatase Typ 2C (PP2C) massiv. Dies wiederum induziert einen programmierten Zelltod (Apoptose), wobei allerdings relativ hohe Konzentrationen an einfach ungesättigten Fettsäuren notwendig sind.

In den Endothelzellen der Gefäße können solche Konzentrationen jedoch durchaus erreicht werden, was dann zu ihrem vermehrten Untergang beitragen könnte. Dadurch wiederum wird die Gefäßwand durchlässiger für die Fettpartikel und weiße Blutkörperchen, die sich dann an die Gefäßwand anlagern und arteriosklerotische Plaques bilden. Damit steigern einfach ungesättigte Fettsäuren das Risiko für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermutlich eher als es zu senken, meinen die Forscher aus Münster.

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Im Tierversuch und im menschlichen Organismus fehlt der Beweis noch

Die im Labor gewonnen Ergebnisse sind zwar gut dokumentiert, bislang fehlt jedoch der Beweis, dass diese Vorgänge auch in einem intakten Organismus ablaufen. Wurden beispielsweise gesunde Meerschweinchen vier Monate lang mit einer ölsäurereichen Diät gefüttert, konnte keine Arteriosklerose nachgewiesen werden. "Das kann aber auch daran liegen, dass Meerschweinchen grundsätzlich nur selten eine Arteriosklerose entwickeln", meinte Krieglstein.

Allerdings hatten die mit Oleat gefütterten Tiere kleinere und leichtere Herzen als die normal gefütterten Kontrolltiere. Auch geschädigte Herzmuskelzellen wurden häufiger gesehen - im Tierversuch und auch in der Zellkultur. Ob die landläufige Meinung, dass Olivenöl gesund ist, damit wirklich revidiert werden muss, bleibt allerdings bis zum Beweis des Effekts auch beim Menschen offen.

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Haben mehrfach ungesättigte Fettsäuren einen ähnlichen Effekt?

Auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren können übrigens die Aktivität der Proteinphosphatase erhöhen, wie das Team um Klump herausfand - allerdings nur in sehr hohen Konzentrationen. Für niedrigere Konzentrationen, wie sie im menschlichen Organismus vorkommen, konnten die Wissenschaftler dagegen eine schützende Wirkung einer solchen Fettsäure, der 3-Docosahexaensäure, auf die Endothelzellen nachweisen - ein Effekt, der bei niedrigen Konzentrationen an Ölsäure und anderen einfach ungesättigten Fettsäuren übrigens nicht festzustellen war.

Damit scheint den sogenannten Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Fischöl vorkommen, ein gleiches "Schicksal" wie dem Olivenöl erspart zu bleiben. Zudem ist die antiarteriosklerotische Wirkung der Omega-3-Fettsäuren bereits vielfach dokumentiert.

idw

Quelle: Pressemitteilung "Olivenöl kann zu Arteriosklerose beitragen", herausgegeben von der Westfaelischen Wilhelms-Universität Münster