Der Klinikarzt 2008; 37(2): 60
DOI: 10.1055/s-2008-1061732
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Plötzlicher Herztod - Auch frühe Repolarisationsstörungen können eine Ursache sein

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Publication Date:
29 February 2008 (online)

 
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10-15 % aller - oft jungen - Menschen, die an einem plötzlichen Herztod versterben, weisen keine strukturelle Herzerkrankung auf. Als Ursache für den Herzstillstand gelten in diesen Fällen vor allem elektrische Herzerkrankungen, wie das Long-QT-Syndrom, das Brugada-Syndrom, katecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardien oder idiopathisches Kammerflimmern. Mit in die Überlegungen einbezogen werden müssen jedoch auch frühe Repolarisationsstörungen in den inferolateralen Ableitungen - ein Syndrom, das bislang wohl in der Gruppe von Patienten mit idiopathischem Kammerflimmern "versteckt" war.

Kennzeichen dieser frühen Repolarisationsstörungen kann entweder eine späte "Deltawelle" sein, aber auch eine Kerbung am Ende des QRS-Komplexes mit einer Anhebung des J-Punktes um mehr als 0,1mV in mindestens zwei Ableitungen. Betroffen sind die links-präkordialen und/oder inferioren und/oder lateralen Ableitungen.

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Krankheitsbild ist gar nicht so selten

Immerhin 31% von 253 ICD-Patienten mit idiopathischem Kammerflimmern wiesen eine solche frühe Repolarisationsstörung auf, berichtete Prof. Michael Haissaguerre auf dem fünften internationalen Symposium für interventionelle Elektrophysiologie zum Management kardialer Arrhythmien im letzten Jahr. Gestört waren vor allem die inferioren und inferiolateralen Ableitungen, nur selten die lateralen Ableitungen alleine. In der Kontrollgruppe dagegen (412 Patienten ohne ventrikuläre Abnormalitäten) betrug die Inzidenz nur 4%.

Auch im Langzeitverlauf über im Schnitt 60 Monate hatten die Patienten mit idiopathischem Kammerflimmern und typischen Repolarisationsstörungen eine schlechte Prognose: So kam es in dieser Patientengruppe in 43% der Fälle zu einem erneuten Kammerflimmern, während ein erneutes Kammerflimmern in der Kontrollgruppe ohne EKG-Veränderung nur bei 23% der Patienten auftrat.

Welche diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen diese neue Erkenntnis nach sich ziehen wird, ist derzeit noch offen und Gegenstand laufender Untersuchungen. Genetische Mutationen, die den frühen Repolarisationsstörungen zugrunde liegen, konnten bislang noch nicht identifiziert werden. Allerdings hatten zehn von 64 Patienten einen plötzlichen Herztod in ihrer Familienanamnese.

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Quelle

  • 01 Andrié R . Neue Ursache für plötzlichen Herztod entdeckt.  Cardio News. 2007;  10 (11-12) 6
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Quelle

  • 01 Andrié R . Neue Ursache für plötzlichen Herztod entdeckt.  Cardio News. 2007;  10 (11-12) 6