Das sogenannte Magnetfeld-Imaging (MFI) könnte eine neue Ära in der kardiologischen
Diagnostik einläuten. Diese Methode misst das vom Herzen ausgehende Magnetfeld und
gibt so detaillierte Einblicke in die elektrophysiologische Aktivität der Herzzellen.
Zwei Naturgesetze liegen dem zugrunde: Das erste besagt, dass jede Zellaktivität mit
elektrischem Strom verbunden ist, das zweite, dass elektrischer Strom immer von einem
Magnetfeld umgeben ist. "Kennt man das Magnetfeld, kann man also Rückschlüsse auf
die Zellaktivität ziehen", erklärte Torsten Krümmel, Geschäftsführer der BMDsys GmbH,
Jena.
Die Messung selbst ist einfach und dauert nur rund zwei Minuten. Unmittelbar im Anschluss
analysiert dann die dazugehörige Software die Daten und liefert als Ergebnis je nach
Bedarf eine dreidimensionale Rekonstruktion des Herzens (Abb. [1]) oder EKG-ähnliche Kurven. Der Vorteil des Verfahrens: Es ist nicht invasiv, sogar
berührungslos und absolut ungefährlich, weil es ohne Strahlenbelastung auskommt.
Darstellung der Myokardaktivierung über eine Rekonstruktion der epikardialen Stromdichte
Statt einer diagnostischen Herzkatheteruntersuchung...
Statt einer diagnostischen Herzkatheteruntersuchung...
Zwei große Einsatzbereiche sind für das Magnetfeld-Imaging derzeit interessant: Zum
einen sind dies Patienten, bei denen eine Herzkatheteruntersuchung indiziert ist,
zum anderen Patienten, für die ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD)
infrage kommt. In beiden Bereichen besteht noch Verbesserungsbedarf, erklärte Dr.
Matthias Görnig, Leiter der Arbeitsgruppe Biosignalanalyse am Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität
Jena, wo Apollo CXS, das bisher einzige MFI-Gerät, steht.
Beispielsweise werden jährlich etwa 800 000 diagnostische Herzkatheteruntersuchungen
durchgeführt, von denen aber nur 30-40% eine therapeutische Konsequenz nach sich ziehen.
Unnötige Angiografien könnte das Magnetfeld-Imaging künftig ersparen, denn in der
dreidimensionalen Rekonstruktion sei gut zu erkennen, welcher Teil des Herzens von
Ischämien betroffen ist, so Görnig.
... oder zur Abschätzung des Herztodrisikos
... oder zur Abschätzung des Herztodrisikos
Auch beim Herztodrisiko wünscht man sich eine präzisere Diagnostik - zum einen weil
immer noch über 100 000 Menschen in Deutschland an plötzlichem Herztod sterben, zum
anderen weil 80-90% der ICDs in Patienten implantiert werden, bei denen es nie zu
einer lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörung kommt. Kriterium für die Implantation
eines solchen Defibrillators ist heute die Auswurffraktion des linken Ventrikels.
Doch bisher lässt sich damit kaum vorhersagen, wer wirklich von einem ICD-Gerät profitiert.
Nach Ansicht Görnigs könne das Magnetfeld-Imaging bessere Aussagen über das Risiko
für einen plötzlichen Herztod liefern, weil es bereits kleinste Störungen in den elektrophysiologischen
Signalen findet.
Die Ergebnisse der ersten Pilotstudien sind vielversprechend. Bevor das neue Verfahren
jedoch in der klinischen Routine implementiert werden kann, muss es noch validiert
werden. Mit MADISC und MFI RiSti laufen derzeit zwei Studien, welche die fehlenden
Daten liefern sollen.
Dr. Judith Neumaier, München
Quelle: Kamingespräch "MFI - Neue Wege in der kardialen Diagnostik", Veranstalter:
BMDsys GmbH, Jena