Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2007; 1(3): 154-157
DOI: 10.1055/s-2008-1075141
Pro/Con-Debatte

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pro und Contra: Nutzenbewertung von Antidepressiva - eine Kernfrage psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung

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Publication Date:
05 June 2008 (online)

Neben Psychotherapie und sozialtherapeutischen Maßnahmen stellt die Psychopharmakotherapie eine der Hauptsäulen psychiatrisch-psychotherapeutischer Interventionsmöglichkeiten dar. Die Psychopharmakotherapie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Psychiatrie zu einem therapeutischen Fach entwickelt hat. Konsequenterweise konnten die Verweildauern dramatisch reduziert werden, psychiatrische Betten wurden abgebaut und die meisten Patienten konnten nicht zuletzt dank pharmakotherapeutischer Möglichkeiten in ihren Heimatgemeinden behandelt werden, sodass Psychopharmakotherapie auch unverzichtbarer Bestandteil gemeindepsychiatrischer Arbeit ist. Umso provozierender wurden deshalb Einschätzungen empfunden, die die klinische Wirksamkeit und damit den klinischen Nutzen von Antidepressiva infrage stellten, zumal es sich bei der Depression um eine Volkskrankheit handelt, die nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation weltweit immer mehr an Bedeutung gewinnt. Den klinischen Nutzen von Antidepressiva infrage zu stellen würde bedeuten, dass eine wesentliche Säule psychiatrischer Behandlung bei dieser Volkskrankheit nach evidenzbasierten Maßstäben nicht bzw. nur eingeschränkt eingesetzt werden könnte. Die Konsequenzen für Millionen von Menschen, die von einer Depression betroffen sind, und für die therapeutischen Optionen, die die Psychiatrie anbieten könnte, wären unübersehbar. Grund genug, zwei Protagonisten der Diskussion in unserer Pro/Con-Debatte zu Wort kommen zu lassen. Da es sich um eine sehr komplexe Materie handelt, müssen spezielle Gesichtspunkte besonders gewichtet werden. So stellt beispielsweise der Schweregrad der Depression einer der wichtigsten Aspekte dar, um den klinischen Nutzen von Antidepressiva zu bewerten. Auch diesmal soll die Pro/Con-Debatte wieder dazu beitragen, dass Sie sich selbst ein Meinungsbild machen können, das dann Ihr therapeutisches Handeln sicher wesentlich beeinflusst.

Prof. Dr. Fritz Hohagen