Z Orthop Unfall 2008; 146(2): 162
DOI: 10.1055/s-2008-1076660
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mason II/III-Frakturen - Wie stabil sind Osteosynthesetechniken am Radiuskopf?

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Publication Date:
05 June 2008 (online)

 
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Es ist nachgewiesen, dass sich die Erhaltung des Radiuskopfes bei Mason II/III-Frakturen günstig auf die Stabilität des Ellenbogengelenkes auswirkt [1], [2] . Die Tatsache berücksichtigend, dass die Entwicklung des Osteosynthesematerials Fortschritte gemacht hat, haben die Autoren die biomechanischen Eigenschaften von sechs Verfahren zur Stabilisierung miteinander verglichen. Stability of Radial Head and Neck Fractures: A Biomechanical Study of Six Fixation Constructs With Consideration of Three Locking Plates. J Hand Surg [AM]. 2007; 32A: 1569-1575

Für diese Studie wurden 48 formalinfixierte proximale Radii von Weichgewebe befreit, die Knochendichte wurde ermittelt und ein Defekt von 2,7 mm durch Osteotomie hergestellt. Der Defekt wurde mit sechs verschieden Verfahren osteosynthetisch versorgt.

1. Nicht winkelstabile Verfahren:

  • Schraubenosteosynthese mit zwei gekreuzten 2,0 mm Schrauben,

  • eine 2,4 mm T-Platte

  • sowie eine 2,4 mm Klingen-Platte.

2. Winkelstabile Implantate:

  • eine 2,0 mm LCP T-Platte,

  • eine 2,0 mm 6x2 Leiterplatte

  • und eine spezielle Radiuskopfplatte. Jede Osteosynthese wurde achtmal durchgeführt und untersucht.

Die Versorgung erfolgte standardisiert unter Verwendung von drei Schrauben proximal - winkelstabil sofern möglich - und vier bikortikalen Schrauben distal im Schaft. Die präparierten Knochen wurden in einer Materialprüfmaschine unter zyklischer Druck- und Drehbelastung getestet. Für zunächst zehn Sekunden wurde eine axiale Kraft, danach für zehn Sekunden eine Rotationskraft ausgeübt. Nach acht Zyklen wurde die Kraft erhöht. Die Tests wurden unter submaximaler Belastung durchgeführt, die Verformung wurde gemessen.

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Ergebnisse

Unter axialer Belastung zeigte sich die spezielle Radiuskopfplatte als das stabilste Implantat mit signifikanter Differenz zur folgenden 2,4 mm Klingen-Platte und zur 2,4 mm T-Platte. Am instabilsten war die 2,0 mm LCP T-Platte. Unter Drehbelastung konnten ähnliche Unterschiede in der Belastbarkeit der Implantate ermittelt werden. Auch hier zeigte die 2,0 mm LCP T-Platte die höchste Verformbarkeit. Die Autoren schließen, dass die 2,0 mm LCP T-Platte aufgrund ihrer filigranen Struktur der Belastung nicht angepasst ist. Die 2,4 mm Klingen-Platte wies als materialstärkeres Implantat mit der Klinge eine winkelstabile Komponente und schließlich eine höhere Festigkeit in der hier durchgeführten Messung auf. Sie trägt jedoch durch ihre Dicke auf dem Äquator des Radiuskopfes auf und kann somit das ulnoradiale Gelenkspiel stören. Ebenso auftragend ist die 2,4 mm T-Platte, die aber in den durchgeführten Untersuchungen sowohl unter axialer wie auch unter Torsionsbelastung weniger stabil war. Die Stabilität zweier gekreuzter Schrauben war unter axialer Belastung noch mit der T-Platte vergleichbar, wies aber keine Torsionsbelastbarkeit auf. Diesbezüglich war die 2,0 mm Leiterplatte bei annähernd gleicher axialer Belastbarkeit der 2-Schrauben-Osteosynthese überlegen, sie trägt zudem wenig auf und kann winkelstabil besetzt werden. Die speziell geformte Radiuskopfplatte war signifikant stabiler und gleichzeitig schlanker als die anderen getesteten Osteosyntheseverfahren.

Die Autoren konstatieren, dass dünnes und damit wenig auftragendes Osteosynthesematerial in Abhängigkeit vom Plattendesign also einen deutlichen Stabilitätsgewinn bei der Versorgung einer Radiuskopf-Halsfraktur erbringen kann.

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Kommentar

Es ist festzustellen, dass auch im Bereich der Minifragmentinstrumentarien ein Trend zur Spezialplatte zu verzeichnen ist, die für eine bestimmte Indikation und anatomische Region angepasst ist. Trotz weiterer Miniaturisierung weist die hier getestete Radiuskopfplatte aufgrund ihres Designs und ihrer Funktionalität eine höhere Stabilität auf, die zum Nutzen einer ungestörten Knochenheilung sein kann. Es ist jedoch bei der Bewertung der vorliegenden Arbeit zu berücksichtigen, dass die Art der Schraubenplatzierung im Vergleich von winkelstabilem und nicht winkelstabilen Instrumentarium nicht ganz einheitlich war. Dieser Unterschied erscheint jedoch marginal im Hinblick auf die Stabilität. Es wäre aber wünschenswert gewesen, eine Doppelplattenosteosynthese mit einer kleinen T-Platte zum Vergleich durchzuführen, wie Ikeda vorschlägt [3] und weil diese Option der Versorgung im klinischen Alltag bei hochgradiger Instabilität auch ohne Spezialplatten möglich ist. Ergebnisse aus der klinischen Anwendung sind abzuwarten.

OA Dr. med. Christoph Harms

OA Dr. med. Christoph Harms

Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität Rostock Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie

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Literatur

  • 01 Force transmission through the radial head BF Morrey, KN An and TJ Stormont.  J Bone Joint Surg Am.. 1988;  70A 250-256
  • 02 The Effect of Radial Head Excision and Arthroplasty on Elbow Kinematics and Stability. Daphne M. Beingessner, Cynthia E. Dunning, Karen D. Gordon, James A. Johnson and Graham J.W. King.  J Bone Joint Surg Am.. 2004;  86A 1730-1739
  • 03 Comminuted Fractures of the Radial Head. Comparison of Resection and Internal Fixation. Masayoshi Ikeda, Kazuhiro Sugiyama, Chonte Kang, Tomonori Takagaki and Yoshinori Oka.  J Bone Joint Surg Am.. 2005;  87A 76-84
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Literatur

  • 01 Force transmission through the radial head BF Morrey, KN An and TJ Stormont.  J Bone Joint Surg Am.. 1988;  70A 250-256
  • 02 The Effect of Radial Head Excision and Arthroplasty on Elbow Kinematics and Stability. Daphne M. Beingessner, Cynthia E. Dunning, Karen D. Gordon, James A. Johnson and Graham J.W. King.  J Bone Joint Surg Am.. 2004;  86A 1730-1739
  • 03 Comminuted Fractures of the Radial Head. Comparison of Resection and Internal Fixation. Masayoshi Ikeda, Kazuhiro Sugiyama, Chonte Kang, Tomonori Takagaki and Yoshinori Oka.  J Bone Joint Surg Am.. 2005;  87A 76-84