Der Klinikarzt 2008; 37(4): 172
DOI: 10.1055/s-2008-1077110
Medizin & Management

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Krankenhaus Rating Report 2008 - Qualität und Wirtschaftlichkeit gehen Hand in Hand

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Publication Date:
08 May 2008 (online)

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In seiner aktuellen, vierten Ausgabe untersucht der Krankenhaus Rating Report erstmals den Zusammenhang zwischen der Qualität medizinischer Dienstleistungen und der Wirtschaftlichkeit des Krankenhausbetriebs. Das Ergebnis: Wirtschaftlichkeit wird nicht auf Kosten der Qualität erreicht. Zweiter, wichtiger Punkt der Analyse sind die Auswirkungen der erwarteten Finanzierungslücke von über einer Milliarde Euro. Nach einer Erholungsphase bis zum Jahr 2006 spitzt sich die Finanzlage vieler Kliniken derzeit wieder zu. Dementsprechend erwarten die Experten neben der Schließung oder der Privatisierung von Häusern auch eine verstärkte Zentrumsbildung.

Steigende Tariflöhne, höhere Sachkosten und ein größerer Personal- und Sachmittelbedarf aufgrund steigender Behandlungsfälle sind derzeit die drei wichtigsten „Kostentreiber” in den Krankenhäusern. Weil aber die Politik das Budget deckelt, öffnet sich schon in diesem Jahr eine Finanzierungslücke von 1,3-2,2 Milliarden Euro - immerhin 2-3 % des bisherigen Budgets der Krankenhäuser.

Bis zum Jahr 2006 konnten sich viele Kliniken wirtschaftlich zumindest ein wenig erholen, einige Häuser konnten sogar Gewinne erwirtschaften und zum Teil sogar aus eigener Kraft Investitionen tätigen. Diese „rosigen Zeiten” scheinen jetzt jedoch vorbei zu sein: 2008 wird sich die Situation für die deutschen Krankenhäuser wieder deutlich verschlechtern.

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18 % der Häuser schon heute vor dem Aus!

Das Rating basiert auf einer Stichprobe von 471 Jahresabschlüssen für die Jahre 2005 und 2006, die insgesamt 701 Krankenhäuser umfassen. Demnach steuern 18 % der Häuser bereits auf eine Insolvenz zu, 16 % sind etwas weniger stark gefährdet. Immerhin liegen jedoch noch 66 % der Häuser im „grünen Bereich”.

Kleine Krankenhäuser schneiden im Rating signifikant schlechter ab als große oder mittelgroße, westdeutsche schlechter als ostdeutsche. 22 % der öffentlich-rechtlichen Häuser haben bereits eine große Finanzierungslücke, bei den freigemeinnützigen und privaten Einrichtungen sind dies dagegen nur knapp 17 bzw. 14 %. Auch im Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede: So weisen die Kliniken in Ostdeutschland und Baden-Württemberg ein überdurchschnittliches Rating auf, die Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen immerhin noch ein durchschnittliches, während die Häuser aller anderen Bundesländer unter dem Durchschnitt liegen.

Höhere Wirtschaftlichkeit bedingt bessere Qualität

Auf Basis der Daten der Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung (BQS) untersucht der Report erstmalig den Zusammenhang zwischen Wirtschaftlichkeit und Qualität. Krankenhäuser mit qualitativen Auffälligkeiten weisen tendenziell auch ein schlechteres, zumindest jedoch kein besseres Bilanz-Rating auf. Eine höhere Wirtschaftlichkeit geht also nicht auf Kosten der Qualität, sondern ist möglicherweise sogar mit einer höheren Qualität der medizinischen Dienstleistungen assoziiert.

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Die Zukunftsprognose ist noch schlechter

Die Prognose des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) e.V., des Institute for Healthcare Business GmbH und der ADMED GmbH - den Initiatoren des Krankenhaus Rating Reports - für das Jahr 2008 fällt jedoch düster aus: Schon in diesem Jahr werden ihrer Ansicht nach 34 % der Krankenhäuser in die Gefahr einer Insolvenz rücken. Zudem wird der Anteil der Häuser, die Verluste schreiben, von 23 auf 52 % ansteigen. Ohne Gegenmaßnahmen dürfte sich die Situation der deutschen Krankenhäuser in naher Zukunft noch erheblich verschlechtern: Bis zum Jahr 2020 könnte der Anteil der Häuser im „roten Bereich” auf 49 % anwachsen.

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Empfohlene Maßnahmen auf betrieblicher und politischer Ebene

Durch eine Kombination betrieblicher und politischer Maßnahmen könnte die relativ günstige Ausgangslage des Jahres 2006 wieder erreicht werden, so das Fazit des Reports - dann nämlich, wenn eine Marktbereinigung um 10 % der Krankenhäuser akzeptiert werde. Die Bundespolitik solle ferner den Sanierungsbeitrag bereits in diesem Jahr wieder abschaffen und 2009 die Vergütung um 2,4 % erhöhen. Die Länder wiederum sollten ihre ohnehin knappen Investitionsfördermittel effizienter einsetzen und auf die monistische Krankenhausfinanzierung umsteigen.

Gelinge es zusätzlich, „gesellschaftliche Effizienzreserven” durch eine Erhöhung der Erwerbstätigenquote bzw. der Zahl der Beitragszahler zu heben, beispielsweise über eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und eine qualifizierte Zuwanderung, dann könnte die Vergütung der Krankenhäuser langfristig stärker als in der Vergangenheit angehoben werden. Zusätzliche Optimierungsmaßnahmen auf betrieblicher Ebene vorausgesetzt, könnte dann unter den 90 % der im Markt verbliebenen Krankenhäuser der Anteil der Häuser im „roten Bereich” langfristig wieder auf rund 20 % zurückgehen, der Anteil der Häuser mit Verlusten auf 14 % schrumpfen, und der Anteil der Häuser mit Überschüssen auf 70 % steigen. idw

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Quelle: Pressemitteilung „Krankenhaus Rating Report 2008 - Qualität und Wirtschaftlichkeit kein Widerspruch”, herausgegeben vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Essen

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Literatur:

  • 1 Augurzky B, Budde R, Krolop S. et al .Krankenhaus Rating Report 2008 - Qualität und Wirtschaftlichkeit - Executive Summary. Essen: RWI Materialien, Heft 41, www.rwi-essen.de/mat
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Literatur:

  • 1 Augurzky B, Budde R, Krolop S. et al .Krankenhaus Rating Report 2008 - Qualität und Wirtschaftlichkeit - Executive Summary. Essen: RWI Materialien, Heft 41, www.rwi-essen.de/mat
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