Der Klinikarzt 2008; 37(4): 208
DOI: 10.1055/s-2008-1077131
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Antikoagulation - Verlängerte Thromboembolieprophylaxe nutzt Hochrisikopatienten

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Publication Date:
08 May 2008 (online)

 
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In den 1980er- und 1990er-Jahren ließen extrem erhöhte Inzidenzen symptomatischer Lungenembolien bei nichtchirurgischen Erkrankungen aufschrecken. Im Rückblick stufte Prof. Sebastian Schellong, Dresden, die ausgelöste "Panik" zwar als völlig überzogen ein, sie hatte seiner Meinung aber auch etwas Gutes. Erst damals wurde der generellen Thromboemboliegefahr internistischer Akutfälle erhöhte Aufmerksamkeit zuteil.

Zur Jahrtausendwende kristallisierte sich durch die MEDENOX[1]-Studie dann ein evidenzbasiertes Vorgehen zur Thromboembolieprophylaxe heraus. Demnach profitiert die Mehrzahl der internistischen Patienten im Alter über 40 Jahren in der Akutklinik von einer Prophylaxe mit 40 mg Enoxaparin (Clexane®) über zehn Tage, wenn bei ihnen zugleich eine neu aufgetretene Immobilisierung festzustellen ist. Venöse Thromboembolien (VTE) waren in dieser Patientengruppe unter der Prophylaxe mit dem niedermolekularen Heparin im Vergleich zu Placebo um fast zwei Drittel seltener - ein Ergebnis, das alle weiteren Studien bei diesem Patientenkollektiv bestätigten.

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Nutzen einer längeren Prophylaxe größer als das Blutungsrisiko

Allerdings scheinen mit einer zehntägigen Enoxaparingabe nach dem potenziell auslösenden Ereignis noch nicht alle Möglichkeiten einer Thromboembolieprophylaxe voll ausgeschöpft zu sein, wie die jüngst veröffentlichte EXCLAIM[2]-Studie nahe legt. Demnach ziehen Hochrisikopatienten (z.B. totale Bettlägerigkeit, venöse Thromboembolie in der Anamnese, Krebsdiagnose) aus einer auf vier weitere Wochen ausgedehnten Prophylaxe zusätzlichen Nutzen.

Durch die verlängerte Applikation von Enoxaparin reduzierte sich die Zahl symptomatischer venöser Thromboembolien bei diesen Hochrisikopatienten um 44% - ein Effekt, der auch zwei Monate nach der Antikoagulation noch weitgehend erhalten blieb. Zwar war dieser Vorteil durch eine von 3,8 auf 5,7% erhöhte Blutungsrate begleitet. Die sogenannte "number needed to treat" (NNT) bezifferte Schellong aber mit 46 gegenüber der "number needed to harm" (NNH) mit 224 noch als relativ günstig.

Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Quelle: Satellitensymposium "Antithrombotische Therapie heute und in der Zukunft" anlässlich der 52. Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH), veranstaltet von der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt/Main

01 prophylaxis in MEDical patients with ENOXaparin

02 EXtended CLinical prophylaxis in Acutely Ill Medical patients

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