Prof. Dr. Christiane Bayerl
Im letzten Monat war Halloween, in der Nacht von Allerheiligen, am
31. Oktober. In vielen Familien wurde zur Freude der Kinder mit Kürbis
gebastelt. In Deutschland hat Halloween an sich keine Tradition. In den USA
ziehen Kinder verkleidet als Hexen und Gespenster von Tür zu Tür und
sammeln bei Freunden und Nachbarn Süßigkeiten und Geld ein. Der
Spruch dabei ist „trick or treat”, d. h. die Kinder drohen
damit, dem Hausbesitzer einen Streich zu spielen, wenn Sie kein Geschenk
bekommen. Ursprünglich steckt dahinter der Glaube, dass in dieser Nacht
die Seelen der Toten in ihre ehemaligen Häuser zurückkehren.
Heutzutage ist Halloween ein willkommener Anlass zu Feiern und Schabernack zu
treiben. Dennoch scheint das Gruselige um die ausgehöhlten Kürbisse
oder Rüben mit den Kerzen im Innern Kinder zu begeistern. Aber auch in
diesem Monat ist der Kürbis noch nicht „out”. Im Internet
war ich auf der Suche nach den korrekten Namen für die verschiedenen
Kürbistypen – Feigenblatt-Kürbis, Riesenkürbis, zu dem
auch der Hokkaidokürbis zählt, Moschus-Kürbis,
Birnenkürbis, Spaghettikürbis, Garten-Kürbis, zu dem der
Steirische Ölkürbis und interessanterweise auch die Zucchini
zählt. Die Gattung Kürbis ist ursprünglich in Amerika
beheimatet. Die domestizierten Arten werden heute in warmen Regionen
kultiviert. Was ich nebenbei fand, war verblüffenderweise der Hinweis,
dass Kürbis niemals eine Allergie auslöse. Kann das der Allergologe
so stehen lassen?
Kürbis findet sich als gekochtes, gebackenes oder gebratenes
Gemüse, in Suppen oder in Kürbiskuchen. Aus den Samen wird Öl
gewonnen, z. B. das steirische Kürbiskernöl. Die Samen werden
auch als Snack geröstet oder finden sich in Brotwaren. Darüber hinaus
werden sie in der Volksmedizin eingesetzt.
Zucchini (Curcurbita pepo) kann ein orales Allergiesyndrom, Diarrhoe
und Juckreiz auslösen. Es findet sich sowohl eine primäre
Sensibilisierung auf Zucchini als auch Kreuzreaktionen gegenüber dem
Panallergen Profilin, gegenüber den kreuzreagierenden
Karbohydrat-Determinanten (CCD) und gegenüber den
Phenyl-Coumarin-Benzyl-Ether-Reduktasen (PCBER). Kürzlich wurden Rübe
und Zucchini dem Latex-Frucht-Allergiesyndrom zugeordnet. In diesen Fällen
wurde eine Kreuzreaktivität auf das Latexallergen Hevein gefunden. Auf
Zucchini sind Reaktionen an der Haut oder an den Atemwegen bei beruflichem
Kontakt bekannt. Nur ein Teil der Allergene ist hitzelabil, sodass auch
gekochte Zucchini Reaktionen auslösen können. Zu den
Kürbisgewächsen (Curcubitaceae) zählen weiterhin Wassermelone,
Honigmelone und Gurke. Schon länger beschrieben ist die
Traubenkraut-Melonen-Bananen-Assoziation. Weniger als die Hälfte der
Traubenkraut-Sensibiliserten reagiert spezifisch auf Curcurbitaceae in vitro.
Dabei konnte in dieser Gruppe von Traubenkraut-Sensibilisierten spezifisches
IgE gegen Wassermelone und gleichzeitig klinisch relevante
Wassermelonen-Sensibilisierungen bei 23 % der Patienten gefunden werden.
Für das Latex-Fruchtsyndrom ist bekannt, dass 19 % der Seren
latexallergischer Patienten auch auf Wassermelone reagieren. Umgekehrt zeigen
23 % der Melonenallergiker IgE-Antikörper gegen Latex. Zur
Honigmelonenallergie finden sich bei der Literaturrecherche die meisten
Berichte aus Spanien. Dort wurden die drei Majorallergene identifiziert
Curcumisin 1 (Cuc m1, 67 kDA), eine basische Serinprotease, Curcumisin 2 (Cuc m
2), ein Profilin, Curcumisin 3 (Cuc m 3, 16 kDA) aus der Familie der
pathogenesis-related Proteine (PR-1). Insgesamt ist die klinische Relevanz der
Honigmelonenallergie jedoch geringer als die Sensibilisierungsrate. Bei
spanischen Pollenallergikern, die im Hauttest in 14 % auf Honigmelone
reagiert hatten, zeigten 7 % klinische Symptome. Gurkenallergien
scheinen eher eine Rarität zu sein.
Zurück zur Frage der Kürbissensibilisierungen: In der Tat
sind Sensibilisierungen mit klinischer Relevanz auf Kürbis selten;
gegenüber Kürbiskernen dagegen häufiger zu finden.
Kontakturtikaria beim beruflich bedingten Hautkontakt in der Verarbeitung von
Kürbiskernen ist beschrieben. Berücksichtigt man den Einsatz in der
Medizin, so hört man selten von allergischen Nebenwirkungen, eher von
fraglichen Wirkungen. In einigen Volksstämmen wird der Genuss von
Kürbissamen als „nachwuchsfördernd” angesehen. Der
Einsatz bei benigner Prostatahyperplasie ist in unseren Breiten üblich und
häufig. Ein Ribosomen inaktivierendes Protein, das Moschatin von Curcubita
moschata, wurde kürzlich in Melanomzelllinine untersucht – ist also
noch im frühen experimentellem Stadium. Eine hypoglykämische Wirkung
wird diskutiert, ist aber auch noch nicht in Studien untersucht. Das Öl
der Kürbissamen besteht zu 73 – 80 % aus
ungesättigten Fettsäuren und ist reich an Vitamin E. Somit ist das
Öl stabil gegenüber Oxidation und auch aufgrund der
ungesättigten Fettsäuren interessant für die
Nahrungsmittelindustrie. Phenolische phytochemische Stoffe wie dieses
Kürbissamenöl könnten bei nicht Insulin abhängigem Diabetes
Mellitus, Hypertension und oxidativem Zellstress diätetische Vorteile
aufweisen – jedenfalls sind Allergien kein Hinderungsgrund, dies nicht
weiter zu untersuchen.