Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, einen Diabetes mellitus Typ 2 zu entwickeln.
Bereits heute ist fast jeder dritte über 70-Jährige davon betroffen. Dabei ließen
sich bis zu 90% aller Erkrankungen an Typ-2-Diabetes durch Präventionsmaßnahmen verhindern.
Darauf verwies Prof. Hans Hauner zum Auftakt der 43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft
(DDG). Das größte Problem sind die Folgeerkrankungen, zu denen Diabetes beispielsweise
an den Augen, Nieren oder Füßen führen kann. Neben persönlichem Leid und eingeschränkter
Lebensqualität verursachen solche Folgeerkrankungen auch hohe finanzielle Ausgaben
im Gesundheitswesen: "Diabetes mellitus ist heute mit zirka 18 Milliarden Euro Kosten
die teuerste chronische Erkrankung in Deutschland. Davon entfallen drei Viertel der
Kosten auf die Behandlung von Folgeerkrankungen", betont Hauner.
Anreize zur Prävention schaffen
Hauner sieht es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Zahl der Neuerkrankungen
zu senken und durch qualitativ hochwertige Versorgung Folgeerkrankungen der Diabetes-Patienten
zu vermeiden. "Dazu ist ein flächendeckendes, Krankenkassen übergreifendes Konzept
zur Prävention erforderlich, wie es beispielsweise in den skandinavischen Ländern
etabliert ist", fordert Hauner. Prävention sollte schon in Kindergarten und Schule
beginnen, sodass eine Präventionskultur entstehe. Doch auch der Staat müsse Anreize
zur Prävention bieten.
DMP-Anpassung an individuelles Risiko
Dazu hat die Bundesregierung 2001 ein Disease Management Programm (DMP) ins Leben
gerufen, in das mittlerweile 2,5 Millionen Menschen eingeschrieben sind. Jedoch liegen
sieben Jahre nach dessen Start kaum Daten zur Wirksamkeit des DMP bei Menschen mit
Diabetes Typ 2 vor. Neben der fehlenden Evaluierung der DMP-Daten kritisiert die DDG
auch die undifferenzierte Einschreibung der Patienten ins DMP. Wichtig wäre es, so
die Forderungen von PD Dr. Rainer Lundershausen, Pressesprecher der DDG, die Disease
Management Programme den Risikoprofilen der einzelnen Patienten anzupassen. Denn 15%
der Patienten mit Typ-2-Diabetes verursachen 60% der Gesamtausgaben. Deren Einstufung
müsste, so Lundershausen, in spezialisierte Programme erfolgen. Diese Betreuung gewährleisten
heute vor allem diabetologische Schwerpunktpraxen, von denen es derzeit rund 1 300
in Deutschland gibt, aber auch DDG-zertifizierte Diabeteskliniken.
Quelle: 43. DDG-Jahrestagung unter dem Motto "Unsere Verpflichtung: Diabetes verhindern
- Menschen mit Diabetes als Individuen behandeln", 30. April bis 3. Mai in München.
Abstracts der Vorträge gibt es im Internet unter www.ddg2008.de