Kardiologie up2date 2025; 21(01): 25-39
DOI: 10.1055/a-2200-2481
Koronare Herzkrankheit (KHK)

Risiko-Scores in der Diagnose, Therapie und Prognose des chronischen Koronarsyndroms

Felix J. Woitek
,
Stefanie Jellinghaus
,
Norman Mangner
Preview

Die Einbeziehung von Risikofaktoren in klassische Wahrscheinlichkeitsmodelle macht es möglich, Risikopatienten zu identifizieren und rechtzeitig mit der individuell angepassten Therapie zu beginnen. Es gibt eine Vielzahl an Scores, die zur Diagnostik, Therapieentscheidung und Prognosebeurteilung herangezogen werden können. Sie sollen den Schwerpunkt dieses Artikels darstellen und werden anhand eines Fallbeispiels praktisch dargestellt.

Kernaussagen
  • Die Einbeziehung von Risikofaktoren in klassische Wahrscheinlichkeitsmodelle für das Vorliegen einer obstruktiven KHK verbessert die Identifizierung von Patienten mit sehr geringer (≤ 5%) Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung, hier kann auf weitere Diagnostik verzichtet werden.

  • Der Agatston-Kalzium-Score ist ein zuverlässiger „einfacher“ Test zur Anpassung der klinischen Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer obstruktiven KHK.

  • Die Erstliniendiagnose bei Verdacht auf eine obstruktive KHK sollte durch nichtinvasive anatomische oder funktionelle Bildgebung erfolgen.

  • Eine invasive Koronardiagnostik wird empfohlen, um eine obstruktive KHK bei Personen zu diagnostizieren, die eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung haben, mit schweren, limitierenden Symptomen, die nicht auf eine adäquate medikamentöse Therapie ansprechen, Angina pectoris bei geringer körperlicher Belastung und/oder ein hohes Ereignisrisiko aufweisen.

  • Wenn die invasive Koronardiagnostik Anwendung findet, wird empfohlen, den funktionellen Schweregrad mittelgradiger Stenosen vor der Revaskularisierung durch invasive Funktionstests (FFR, iFR) zu bewerten.

  • Das perioperative Risiko einer Revaskularisation sowohl mittels CABG als auch PCI kann mithilfe des STS-PROM abgeschätzt werden.

  • Das anatomische Ausmaß der KHK kann mittels des Syntax-Scores oder des Myocardial-Jeopardy-Score der British Cardiovascular Intervention Society (BCIS-JS) abgebildet werden. Insbesondere der Syntax-Score dient dazu, den klinischen Verlauf zu prognostizieren und bei der Entscheidung über das am besten geeignete Revaskularisationsverfahren zu unterstützen.

  • Eine inkomplette Revaskularisation bei Mehrgefäßerkrankung, gemessen anhand des residualen Syntax-Score (rSS), ist im Vergleich zu einer kompletten (rSS = 0) bzw. nahezu kompletten Revaskularisation (rSS ≤ 8) mit einer niedrigeren Rate an unerwünschten kardialen Ereignissen assoziiert.



Publication History

Article published online:
13 March 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany