Neonatologie Scan 2012; 01(02): 97-98
DOI: 10.1055/s-0032-1325809
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Asphyxie
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Perinatale Asphyxie: Allopurinol als neuroprotektive Prophylaxe?

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

In höherer Dosierung wirkt Allopurinol als Radikalfänger. Die Substanz könnte damit die durch Hypoxie und Reperfusion verursachten Hirnschäden mindern. Bei schwerer Asphyxie zeigt sich keine Reduktion der Komplikationen – bei moderater Asphyxie aber verbessert Allopurinol den Langzeitverlauf.

J. Kaandorp und seine Mitarbeiter 3er niederländischer Universitätskliniken prüften die Daten von 54 Kindern mit perinataler Asphyxie. Die Kinder waren Teilnehmer von 2 randomisierten Studien gewesen. Zeichen für fetalen Stress waren späte Dezelerationen in der Kardiotokografie, Mekoniumverfärbung des Fruchtwassers, Reanimationspflichtigkeit für mehr als 2 Minuten, pH-Wert < 7,0 oder Multiorganversagen.

In den Studien erhielten 28 Kinder jeweils 20 mg/kg Allopurinol innerhalb der ersten 4 h nach Geburt und nach 12 h, 26 Kinder dienten als Kontrollpatienten. Im Alter von 4 – 8 Jahren wurden die überlebenden Kinder untersucht. Dies geschah entweder mit der Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence oder der Wechsler Intelligence Scale for Children. Zusätzlich erfolgte eine neurologische Untersuchung, unter anderem mit dem Gross Motor Function Classification System (GMFCS). Als schwere Behinderung galt ein Intelligenzquotient unter < 70, GMFCS-Stadium III – V (eingeschränkte Bewegungsfähigkeit), therapierefraktäre Epilepsie, Blindheit oder Taubheit.

Im Langzeitvergleich zeigten sich kaum Abweichungen zwischen dem Allopurinolarm und der Kontrollgruppe. Dies galt sowohl für die Anzahl verstorbener Kinder (15 vs. 16) oder den IQ-Wert (92,8 vs. 96,6). Auch die Zahlen von Kindern mit schwerer, moderater oder fehlender Behinderung waren ohne signifikante Unterschiede. Die Autoren verglichen daraufhin Ergebnisse von Kindern, die als Neugeborene im amplitudenintegrierten EEG keine schweren Veränderungen wie kontinuierliche Niedervoltage oder fehlende Hintergrundaktivität („Flat Trace“) gezeigt hatten. Hier verstarben nur 4 in der Allopurinolgruppe, jedoch 10 aus der Kontrollgruppe (p = 0,053). Die Zahl von Kindern mit schweren Komplikationen – Tod oder schwere Behinderung – lag im Allopurinolarm signifikant niedriger als bei den Kontrollen (4 vs. 11, p = 0,047).