Klin Monbl Augenheilkd 2019; 236(09): 1103-1106
DOI: 10.1055/a-0808-4909
Übersicht
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tränenwegstenosen durch Verätzungen und Verbrennungen

Lacrimal Stenosis after Chemical and Thermal Ocular Burns
Hans-Gert Struck
Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Halle
,
Jens Heichel
Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Halle
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Publication History

eingereicht 05 November 2018

akzeptiert 27 November 2018

Publication Date:
02 April 2019 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Verätzungen und Verbrennungen der Augenoberfläche gehören zu den ophthalmologischen Notfällen mit hohem Gefährdungspotenzial. Eine in der Folge resultierende chronische Epiphora kann zu einem hohen Leidensdruck bei den betroffenen Patienten führen.

Methode Anhand einer Literaturrecherche unter Berücksichtigung aktueller Arbeiten und Darstellung eigener Erkenntnisse, beruhend auf langjährigen Erfahrungen, sollen Handlungsempfehlungen zum Umgang mit sekundär erworbenen Tränenwegstenosen nach Schädigung der okulären Oberfläche durch Verätzungen und Verbrennungen gegeben werden.

Ergebnisse Initial ist eine Einstufung des Schädigungsgrades essenziell. Nach Demarkation der Nekrosen sollte deren Abtragung erfolgen. Hierbei sind die ableitenden Tränenwege (TNW) auf ihre Durchgängigkeit zu prüfen. Liegt primär eine Beteiligung der TNW vor, sind diese zu behandeln. Dabei sind vor allem Stenosen im Bereich der Tränenpünktchen bzw. -röhrchen zu erwarten. Hier kann eine Rekanalisierung mittels konischer Sonden oder Bangerter-Kanülen erfolgen. Die TNW sind nachfolgend durch eine endokanalikuläre Schienung zu sichern. Besteht primär keine Beteiligung der TNW, sollte für eine sekundäre Rekonstruktion bis zum Abschluss der Narbenbildung abgewartet werden.

Schlussfolgerung Nur selten kommt es zu einer behandlungsbedürftigen Epiphora aufgrund einer TNW-Stenose nach Verätzung oder Verbrennung der Augenoberfläche. Eine chirurgische Intervention sollte, wenn möglich, nicht vor 6 Monaten nach Trauma durchgeführt werden.

Abstract

Background Chemical or thermal burns of the ocular surface are an urgent ophthalmologic emergency. Consecutive epiphora causes a high level of suffering for affected patients.

Method Based on a review of current literature, and our own longstanding experiences, recommendations are given on the treatment of secondary lacrimal duct obstruction due to ocular surface damage after chemical or thermal burns.

Results An initial evaluation of the tissue damage is crucial. Necrotic tissue should be removed. The patency of the lacrimal passage has to be proved in respect. In case of primary involvement of the lacrimal ducts, treatment is necessary. Here, recanalization can be achieved by using conical probes or lacrimal cannulas. Lacrimal intubation has to be performed. Scar formation should be completed if a secondary reconstruction is required.

Conclusion Lacrimal stenosis after chemical or thermal burns of the ocular surface is a rare complication. Initial surgical intervention should be performed if primary lacrimal involvement can be ensured. If possible, surgical reconstruction should not be performed prior to 6 months after the trauma.