Zentralbl Chir 2016; 141(04): 421-424
DOI: 10.1055/s-0033-1350909
Technical Note
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arbeitssicherheitsaspekte der intraperitonealen Druck-Aerosol-Chemotherapie (PIPAC): Bestätigung der Unbedenklichkeit

Occupational Health Aspects of Pressurised Intraperitoneal Aerosol Chemotherapy (PIPAC): Confirmation of Harmlessness
A. Oyais
1   Marienhospital, Klinik für Chirurgie, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland
2   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirugie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland
,
W. Solass
1   Marienhospital, Klinik für Chirurgie, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland
,
J. Zieren
1   Marienhospital, Klinik für Chirurgie, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland
,
M. A. Reymond
1   Marienhospital, Klinik für Chirurgie, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland
2   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirugie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland
,
U. Giger-Pabst
1   Marienhospital, Klinik für Chirurgie, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
04 February 2014 (online)

Einleitung

Die Applikation eines Chemotherapeutikums in Form eines Aerosols unter Druck in der Peritonealhöhle, die sog. „Pressurized IntraPeritoneal Aerosol Chemotherapy“ (PIPAC), ist ein neuartiger Ansatz für die Therapie der Peritonealkarzinose [1]. Im Tiermodell erlaubte die PIPAC eine bessere Verteilung eines Färbemittels innerhalb der Bauchhöhle als die traditionelle intraperitoneale Lavage mittels flüssiger Lösung. Zudem konnte die PIPAC die Eindringtiefe des Färbemittels in das Gewebe steigern [2]. Diese günstigen Eigenschaften konnten am kranken menschlichen Peritoneum ex vivo bestätigt werden [3]. Daraufhin wurden Ende 2011 die ersten Patienten mittels PIPAC in Bielefeld behandelt. Die intraoperativen pharmakologischen Messungen zeigten eine sehr hohe lokale Konzentration von Doxorubicin im Gewebe (bis zu 200-mal höher als nach hyperthermer intraperitonealer Chemotherapie [HIPEC]). Im Gegensatz dazu wurde eine niedrige Doxorubicinkonzentration im peripheren venösen Blut gemessen, sodass eine deutliche Verbesserung des therapeutischen Indexes mittels PIPAC dokumentiert wurde [4]. Entsprechend wurde dargelegt, dass die Leber- und die Nierentoxizität des Verfahrens minimal sind [5]. Die lokale Toxizität des Verfahrens ist vorhanden, erscheint jedoch beherrschbar und die PIPAC wird in der Regel von den Patienten sehr gut vertragen.

Allerdings wurde die Anwendbarkeit des PIPAC-Verfahrens vom arbeitssicherheitlichen Standpunkt a priori angezweifelt. Die Schwierigkeit liegt in der Kontrolle der Ausbreitung des toxischen Aerosols durch mögliche Undichtigkeiten und damit das Auftreten von unerwünschten Expositionen der Atemwege und/oder der Haut. Es wurde jedoch Anfang 2012 dokumentiert, dass keine messbare Kontamination des Arbeitsraums auftritt [6]. Diese erste Feststellung der Unbedenklichkeit der PIPAC machte den Weg frei für die Anwendung der PIPAC in der klinischen Routine. Es stellte sich jedoch die Frage, ob dieses erste Unbedenklichkeitszeugnis für andere Kliniken gültig wäre, wo die technischen, räumlichen und apparativen Rahmenbedingungen nicht identisch sind.

Ziel dieser Studie ist es, eine mögliche Gefährdung der Mitarbeiter während der Anwendung des PIPAC-Verfahrens zu evaluieren. Insbesondere soll die Wirksamkeit der getroffenen Schutzvorkehrungen durch Messungen der Platinkonzentration in der Luft des Operationssaals geprüft werden.