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DOI: 10.1055/s-0042-113129
Kommunale Prävention und Gesundheitsförderung in Deutschland: Pflichten, Rechte und Potenziale im Kontext der kommunalen Daseinsvorsorge
Municipal Health Promotion in Germany: Duties, Rights and PotentialPublication History
Publication Date:
18 October 2016 (online)
Zusammenfassung
Kommunen gelten in der Gesundheitsförderung als zentrale übergreifende Organisationsstruktur und damit als sogenanntes Dach-Setting. Im Rahmen der Selbstverwaltung nehmen sie pflichtige und freiwillige Aufgaben wahr. Zu den originären Aufgaben zählt die kommunale Daseinsvorsorge. „Gesundheitsförderung“ ist als Begriff in den bisherigen Aufgaben nicht enthalten. In einem Verbundprojekt wurden rechtliche Regelungen, Vorgaben Verwaltungsvorschiften und Empfehlungen recherchiert und analysiert. Die Ergebnisse zeigen inhaltliche Grundpfeiler der Gesundheitsförderung in verschiedenen Regularien unterschiedlicher Fachbereiche, wonach Gesundheitsförderung gemäß WHO Definition (Gestaltung der Einflussfaktoren auf die menschliche Gesundheit) als Teilaufgabe der Daseinsvorsorge interpretiert werden kann. Den aktuellen rechtlichen Rahmen für kommunale Gesundheitsförderung bilden Regularien aus den Bereichen Bildung und Soziales, Umwelt- und Verbraucherschutz, aber auch Verfassungen. Sie reichen von Völkerrecht bis hin zu Kommunalrecht. Qualitätssicherung und -entwicklung sind bereits fester Bestandteil in der Praxis einiger kommunaler Fach- und Sachbereiche. Strukturen, Prozesse, Ergebnisse bzw. deren Management ergeben sich aus Selbstverpflichtungen oder konkreten quantifizierbaren Vorgaben. Für die Qualitätsentwicklung und -sicherung in der Gesundheitsförderung gibt es kaum verbindliche Vorgaben. Vorgaben anderer benachbarter Sektoren (z. B. Bildung, Soziales) machen deutlich, dass rahmengebende Vorgaben möglich und wirkungsvoll sind. Eine transparente Kommunikation über die vorhandenen Regularien erscheint für eine Formulierung zukünftiger rechtlicher Regelungen und Empfehlungen hilfreich. Die im Präventionsgesetz geforderte stärkere Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren eröffnet Möglichkei ten für Kommunen. Die Umsetzung hängt allerdings nach wie vor von dem kommunalen Selbstverständnis ab.
Abstract
Municipalities have an overarching structure in health promotion. Due to the right to self-government, municipalities are in charge of both voluntary and obligatory tasks. Some of the original and fundamental tasks can be summarized as “services to the public”. Current common definitions do not include the term “health promotion”. In the present study, a sub-target of a joint project, legal acts, requirements and recommendations were researched and analyzed. The results show substantive cornerstones of health promotion in various regulations of different disciplines. Based on these findings, health promotion can be interpreted as being part of services to the public. Currently the regulations for education, social tasks, environmental and consumer protection constitute the legal framework for community health promotion, but also include constitutions. They range from public international law to municipal resolutions. Quality management and also quality development are already an integral part in some communal departments. The management of structures, processes and results arises from commitments or measurable targets. In contrast, quality management for health promotion is not based on binding requirements. Specifications of other neighboring sectors (e. g. education, social sector) demonstrate the potential and effectiveness of legal policy guidelines, seen as a frame. A transparent communication about the current regulations is indispensable for formulating future guidelines. The German National Prevention Act opens opportunities for municipalities. However, its interpretation and local engagement will still guide the practice of communal health promotion.
Schlüsselwörter
Prävention - Gesundheitsförderung - Kommune - rechtliche Regelungen - Daseinsvorsorge* Normen und Vorschriften wie angegeben. Abkürzungen der Bundesländer gem. Landescode ISO 3166-1 für Deutschland von 1998
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