Gesundheitswesen 2017; 79(10): 816-820
DOI: 10.1055/s-0042-123851
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anreize für regionale Risikoselektion unter dem Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich

Incentive for Regional Risk Selection in the German Risk Structure Compensation Scheme
Danny Wende
1   Quantitative Verfahren, insb. Ökonometrie, Technische Universitat Dresden Volkswirtschaftslehre, Dresden
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Publication Date:
22 March 2017 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung

Die Einführung des GKV-FQWG sorgt für einen verstärkten Wettbewerbsdruck innerhalb des Systems der gesetzlichen Krankenkassen. Bestehen hohe Anreize zur Risikoselektion, so kann dieser Druck in einen vermehrten Kampf um vermeintlich vorteilhafte Versichertengruppen führen. Die Studie stellt heraus, welche Anreize zur regionalen Risikoselektion unter einem differenzierten Risikostrukturausgleichssystem vorliegen und gibt einen Einblick in die Bedeutung des Problemfeldes.

Methode

Bestimmung der regionalen Autokorrelation mittels Morans’I für Finanzkennzahlen des Risikostrukturausgleichsverfahrens.

Ergebnisse

Anreize zur regionalen Risikoselektion sind innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung vorhanden. Das Risikostrukturausgleichsverfahren reduziert die regionalen Kostencluster um 91% und trägt zur Vermeidung von Selektionsanreizen bei. Dennoch kann ein Zusammenhang zwischen der Wettbewerbsposition von Krankenkassen und deren geografischen Lage nachgewiesen werden (Korrelation -69,5%). Erst durch den Einsatz von regionalen Kontrollvariablen in der Ausgleichsregression kann die regionale Autokorrelation der Finanzergebnisse gänzlich vermieden werden.

Schlussfolgerung

Die aktuelle Ausgestaltung des Finanzausgleichssystems führt zu regionalen Ungleichgewichten, die zur Risikoselektion genutzt werden können und die Wettbewerbsposition der Krankenkassen beeinflussen.

Abstract

Introduction

The introduction of the new law GKV-FQWG strengthens the competition between statutory health insurance. If incentives for risk selection exist, they may force a battle for cheap customers. This study aims to document and discuss incentives for regional risk selection in the German risk structure compensation scheme.

Method

Identify regional autocorrelation with Moran's l on financial parameters of the risk structure compensation schema.

Results

Incentives for regional risk selection do indeed exist. The risk structure compensation schema reduces 91% of the effect and helps to reduce risk selection. Nevertheless, a connection between regional situation and competition could be shown (correlation: 69.5%). Only the integration of regional control variables into the risk compensation eliminates regional autocorrelation.

Discussion

The actual risk structure compensation is leading to regional inequalities and as a consequence to risk selection and distortion in competition.