Zentralbl Chir 2003; 128(4): 269-272
DOI: 10.1055/s-2003-38788
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Maßnahmen zur Vermeidung von Komplikationen in der kolorektalen Chirurgie - was ist evidenzbasiert?

Measures to prevent complications in colorectal surgery - what is evidence based?R. T. Grundmann1
  • 1Kreiskliniken Altötting-Burghausen
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Publikationsdatum:
17. April 2003 (online)

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Voraussetzung für die Vermeidung von Komplikationen sind Kenntnisse ü ber die Häufigkeit ihres Auftretens und die Epidemiologie der Versorgungsqualität. Longo et al. [17] analysierten die Komplikationsraten nach Kolonresektion anhand von 5 853 Patienten, die in 123 Veterans Administration Medical Centers operiert wurden. Der prolongierte Ileus war mit 7,5 % die häufigste Komplikation, gefolgt von der Pneumonie mit 6,2 % und den nicht vom Respirator entwöhnbaren Patienten (5,7 %). Operationstechnische und perioperative Maßnahmen müssen darauf ausgerichtet sein, zunächst diese Komplikationen zu vermeiden, wie dies das Konzept von Kehlet [14] (s. u.) vorsieht. In der zitierten Arbeit [17] lag die Letalität bei 5,7 %, deutlich höher als in vielen klinischen Studien angegeben. Jedoch decken sich die Zahlen mit der großen Untersuchung von Goodney et al. [10] an 304 285 Patienten, in der ü ber die Jahre 1994 bis 1999 bei einer Medicare-Population der USA stets eine Letalität von über 5 % nach Kolonresektion beobachtet wurde. Diese Daten wurden von Birkmeyer et al. [3] weiter aufgeschlüsselt, sie stellten eine OP-Letalität von 5,4 % in Häusern mit hohem Patientenaufkommen fest, verglichen mit 7,4 % bei niedrigem Patientenaufkommen. Die Beziehung zwischen Patientenaufkommen und Ergebnis wurde als Hinweis auf eine unterschiedliche chirurgische Qualität interpretiert. Was die Qualität des Chirurgen angeht, so wird die Wahrscheinlichkeit, ob der Patient mit Rektumkarzinom bei gleicher Tumorhöhe einer tiefen anterioren Resektion oder Rektumexstirpation unterzogen wird, hierfür als Surrogathinweis herangezogen. In einer Untersuchung von Schroen und Cress [25] konnte gezeigt werden, dass Patienten, die in einem Zentrum mit kolorektaler Spezialisierung operiert wurden, eine 1,7fach höhere Chance hatten, einer anterioren Resektion unterworfen zu werden, verglichen mit Patienten, die vom Nichtspezialisierten therapiert wurden. Die vergleichbaren Angaben lagen für den Parameter „American College of Surgeons - anerkanntes Center” ja/nein und „voller Lehrstatus des Krankenhauses” ja/nein bei 2,1 und 5,1. Diese Daten bestätigen die Aussagen von Birkmeyer und belegen, dass die wesentliche Einflussgröße auf die Ergebnisqualität zunächst einmal der Chirurg und seine Spezialisierung darstellen.

Literatur

Prof. Dr. Reinhart T. Grundmann

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