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DOI: 10.1055/s-2005-858261
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Kassenwechsel und Risikostrukturausgleich in der gesetzlichen Krankenversicherung - empirische Befunde der Kooperativen Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA)
Switching Sickness Funds and Risk Compensation Mechanisms in the Statutory Health Insurance System in Germany - Empirical Results from the Cooperative Health Research in the Region of Augsburg (KORA)Publication History
Publication Date:
19 July 2005 (online)
Zusammenfassung
Seit 1996 haben die in den gesetzlichen Krankenkassen versicherten Bürger der Bundesrepublik Deutschland das Recht zum Wechsel ihrer Krankenkasse. Ziel der Freigabe der Kassenwahl war es, Elemente der wettbewerblichen Steuerung im System der gesetzlichen Krankenversicherung zu stärken, um auf diese Weise eine effiziente und an den Präferenzen der Versicherten orientierte medizinische Versorgung zu gewährleisten. Um implizite Anreize zur Risikoselektion zu vermeiden, wurde gleichzeitig ein Risikostrukturausgleich zwischen den Krankenkassen eingeführt, der als morbiditätsbezogene Risikofaktoren Alter und Geschlecht der Versicherten sowie den Bezug von Erwerbs- oder Berufsunfähigkeitsrenten berücksichtigte. Auf der Grundlage des KORA-Surveys S4 (1999/2001) geht unsere Untersuchung am Beispiel des Kassenwechsels in der Region Augsburg während der Jahre 1996 bis 2001 der Frage nach, ob der Risikostrukturausgleich diese ihm zugedachte Funktion erfüllt hat. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Kassenwechsler auch nach Adjustierung auf Alter und Geschlecht seltener chronisch krank waren und seltener im Krankenhaus behandelt wurden als die übrigen Versicherten. Die unter dem geltenden Risikostrukturausgleich verbleibenden Beitragssatzunterschiede vermögen daher die Leistungs- und Wirtschaftlichkeitsunterschiede zwischen den Krankenkassen nicht korrekt zu reflektieren. Überdies gefährdet die Abwanderung vorzugsweise guter Risiken zu den beitragsgünstigen Krankenkassen das Prinzip der solidarischen Finanzierung. Der Risikostrukturausgleich bedarf daher einer die Risikostruktur der Versicherten genauer als bisher erfassenden Weiterentwicklung.
Abstract
Since 1996, all citizens of the Federal Republic of Germany who are insured in the statutory health insurance system are entitled to switch their sickness fund. The rationale of this regulation was to strengthen elements of competition in this system in order to stimulate the sickness funds to improve the efficiency of health care and to respond to consumers’ preferences. Simultaneously, to avoid the implicit incentives for sickness funds to engage in risk selection, a risk compensation mechanism was introduced, including as morbidity-related risk adjusters age, sex and incapacity to work. Based on the KORA survey S4 (1999/2001) we take the case of switching behaviour in the region of Augsburg, and analyse whether this risk adjustment scheme was working effectively. The results show that persons changing their sickness fund were characterised by a comparatively smaller burden of chronic diseases and by a less frequent utilization of inpatient health care. Under these conditions, differences in the contribution rates do not accurately reflect differences in the performance and efficiency of sickness funds. Moreover, the migration of good risk to sickness funds with favourable contribution rates threatens the principle of financial solidarity. Therefore, the system of risk equalisation has to be developed towards measuring the risk volume borne by the sickness funds more precisely than hitherto.
Schlüsselwörter
Soziale Krankenversicherung - Wettbewerb - Kassenwahl - Risikoausgleich - adverse Selektion
Key words
Social health insurance - competition - health plan choice - risk compensation - adverse selection