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DOI: 10.1055/a-0607-1962
App-basierte Systeme im Bereich der medizinischen Notfallversorgung
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
30. August 2018 (online)
Durch die breite Verfügbarkeit von Smartphones haben Apps bereits in vielen Lebensbereichen Einzug gehalten. In der Notfallmedizin kann durch einen Mikrokosmos an eben solchen Anwendungen vor allen Dingen eine logistische Optimierung, eine schnellere Verfügbarkeit von Informationen und eine bessere Informationserhebung erreicht werden. Dieser Artikel gibt einen Überblick und Ausblick zu Entwicklungen und Möglichkeiten in diesem Feld.
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Besondere Prüfung einer medizinischen App bedarf es durch den behandelnden Arzt, wenn die Apps direkten Einfluss auf die Patientenbehandlung haben – dies ist z. B. bei Apps zur Berechnung klinischer Kennzahlen o. Ä. der Fall.
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Apps im Feld der „Logistik“ sind in der Lage, Prozessabläufe komplett „disruptiv“ umzustrukturieren – gerade die Notfallmedizin hat aufgrund der zeitkritischen und ungeplanten Prozesse besonders viel Potenzial.
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Der wichtigste Aspekt bei der Einführung von Apps in der Notfallmedizin ist der ganzheitliche Ansatz: Technik, Abläufe, Datenschutz, juristischer Hintergrund, aber eben vor allen Dingen die Mitnahme aller „Stakeholder“.
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Mit einem klassischen Ansatz ist es quasi völlig unmöglich, in den medizinisch nötigen Zeiträumen Hilfe für eine Reanimation rechtzeitig eintreffen zu lassen – Ersthelfer-Apps als eine Ausprägung einer logistischen Unterstützung bieten hier großes Potenzial.
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Die Studien und die Literaturlage zum endgültigen evidenzbasierten Nachweis von (Mortalitäts-) Effekten von Ersthelfer-Apps ist noch nicht gut genug im Sinne eines echten Nachweises für Deutschland und die tatsächlichen Effekte und bedarf weiterer Forschung.
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Im Kontext des Rettungsprozesses gibt es viele Hilfsprozesse, die für App-Vernetzungen weiteres Potenzial haben: z. B. die Organisation von Bettenressourcen, Hilfsmitteln und Qualifikationen.
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Literatur
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