CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(12): 1256-1261
DOI: 10.1055/a-0774-8696
GebFra Science
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kardiomyopathien und kongenitale Vitia in der Schwangerschaft

Article in several languages: English | deutsch
Mechthild Westhoff-Bleck
1   Medizinische Hochschule Hannover, Molekulare Kardiologie, Abteilung für Kardiologie und Angiologie, Hannover, Germany
,
Denise Hilfiker-Kleiner
1   Medizinische Hochschule Hannover, Molekulare Kardiologie, Abteilung für Kardiologie und Angiologie, Hannover, Germany
,
Sabine Pankuweit
2   Klinik für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin, Klinikum der Philipps-Universität, Marburg, Germany
,
Bernhard Schieffer
2   Klinik für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin, Klinikum der Philipps-Universität, Marburg, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

received 24 July 2018
revised 26 October 2018

accepted 27 October 2018

Publication Date:
14 December 2018 (online)

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Zusammenfassung

Schwangerschaftsassoziierte Erkrankungen des kardiovaskulären Systems treten bei bis zu 10% aller Schwangerschaften mit zunehmender Inzidenz auf. Aufgrund der klinischen Dramatik des Erkrankungsverlaufes und der Identifizierung zugrunde liegender Mechanismen ist neben angeborenen Herzfehlern oder vorbestehenden Kardiomyopathien der Mutter insbesondere die peripartale Kardiomyopathie (PPCM) in den klinischen Fokus gerückt. Diese Übersichtsarbeit konzentriert sich deshalb auf das Krankheitsbild der PPCM, die entweder im letzten Monat der Schwangerschaft oder in den ersten 6 Monaten nach einer Entbindung bei zuvor herzgesunden Frauen auftritt. Die weltweite Inzidenz wird heute auf ca. 1 : 1000 Schwangerschaften geschätzt. Das Krankheitsbild ist heterogen mit milden Verläufen bis hin zu schwerer akuter Herzinsuffizienz mit kardiogenem Schock und plötzlichem Herztod der Mutter. Wichtige Risikofaktoren sind schwangerschaftsassoziierte hypertensive Komplikationen, Mehrlingsschwangerschaften und höheres Alter der Mütter. Die Pathogenese beinhaltet eine durch vermehrten oxidativen Stress induzierte Spaltung des Stillhormons Prolaktin in ein blutgefäßschädigendes toxisches Hormonfragment (das sog.16-kDa-Protein-Fragment). Bromocriptin, als Abstillmedikament, verhindert die Freisetzung des Prolaktins und fördert in Kombination mit einer medikamentösen Herzinsuffizienztherapie die Heilung der PPCM und scheint Rezidive bei Folgeschwangerschaften zu verhindern. Bei den meisten Patientinnen mit angeborenen Herzfehlern sind Schwangerschaften komplikationslos möglich. Zu den fetalen Komplikationen gehören neben einer erhöhten Abortrate, Früh- und Mangelgeburtlichkeit ein erhöhtes Risiko kardialer Fehlbildungen. Das mütterliche Risiko umfasst hauptsächlich Rhythmusstörungen, eine progrediente Herzinsuffizienz, thrombembolische Komplikationen und bei Aortopathien das Risiko von Gefäßdissektionen mit einem geringen Mortalitätsrisiko von < 1%. Erforderlich ist eine individuelle Risikoabschätzung und entsprechende engmaschige Betreuung in der Schwangerschaft.