Zusammenfassung
Schwangerschaftsassoziierte Erkrankungen des kardiovaskulären Systems treten bei bis
zu 10% aller Schwangerschaften mit zunehmender Inzidenz auf. Aufgrund der klinischen
Dramatik des Erkrankungsverlaufes und der Identifizierung zugrunde liegender Mechanismen
ist neben angeborenen Herzfehlern oder vorbestehenden Kardiomyopathien der Mutter
insbesondere die peripartale Kardiomyopathie (PPCM) in den klinischen Fokus gerückt.
Diese Übersichtsarbeit konzentriert sich deshalb auf das Krankheitsbild der PPCM,
die entweder im letzten Monat der Schwangerschaft oder in den ersten 6 Monaten nach
einer Entbindung bei zuvor herzgesunden Frauen auftritt. Die weltweite Inzidenz wird
heute auf ca. 1 : 1000 Schwangerschaften geschätzt. Das Krankheitsbild ist heterogen
mit milden Verläufen bis hin zu schwerer akuter Herzinsuffizienz mit kardiogenem Schock
und plötzlichem Herztod der Mutter. Wichtige Risikofaktoren sind schwangerschaftsassoziierte
hypertensive Komplikationen, Mehrlingsschwangerschaften und höheres Alter der Mütter.
Die Pathogenese beinhaltet eine durch vermehrten oxidativen Stress induzierte Spaltung
des Stillhormons Prolaktin in ein blutgefäßschädigendes toxisches Hormonfragment (das
sog.16-kDa-Protein-Fragment). Bromocriptin, als Abstillmedikament, verhindert die
Freisetzung des Prolaktins und fördert in Kombination mit einer medikamentösen Herzinsuffizienztherapie
die Heilung der PPCM und scheint Rezidive bei Folgeschwangerschaften zu verhindern.
Bei den meisten Patientinnen mit angeborenen Herzfehlern sind Schwangerschaften komplikationslos
möglich. Zu den fetalen Komplikationen gehören neben einer erhöhten Abortrate, Früh-
und Mangelgeburtlichkeit ein erhöhtes Risiko kardialer Fehlbildungen. Das mütterliche
Risiko umfasst hauptsächlich Rhythmusstörungen, eine progrediente Herzinsuffizienz,
thrombembolische Komplikationen und bei Aortopathien das Risiko von Gefäßdissektionen
mit einem geringen Mortalitätsrisiko von < 1%. Erforderlich ist eine individuelle
Risikoabschätzung und entsprechende engmaschige Betreuung in der Schwangerschaft.
Schlüsselwörter
peripartale Kardiomyopathie - PPCM - Schwangerschaft - angeborene Herzfehler