Neonatologie Scan 2019; 08(01): 1-2
DOI: 10.1055/a-0821-8617
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Dauerthema persistierender Ductus arteriosus Botalli und: Überraschung nach Fototherapie im Neugeborenenalter

Axel Hübler
,
Roland Hentschel
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Publication Date:
07 March 2019 (online)

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Axel Hübler
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Roland Hentschel

Liebe Leserinnen und Leser,

das erste Heft des neuen Jahrgangs liegt vor Ihnen und ist wieder gespickt mit Zusammenfassungen aktueller wissenschaftlicher Artikel aus aller Welt, 2 CME-Fortbildungsbeiträgen und 4 wissenschaftlichen Kommentaren.

Bei vielem werden Sie ein Déjà-vu-Erlebnis haben! Wie oft haben Sie in Ihrer Abteilung schon über Diagnostik, relevante Befunde, Indikation zur Therapie und dann zu guter Letzt auch noch über das richtige Therapieverfahren diskutiert, wenn es um den persistierenden Ductus arteriosus Botalli (PDA) ging! In Zeiten offizieller wissenschaftlicher Leitlinien denkt man, dass alle Kliniken in Deutschland ähnlich verfahren, gefühlsmäßig scheint es aber so zu sein, dass jede Klinik anders vorgeht. Möglicherweise auch deshalb, weil bei diesem Thema zurzeit vieles in Bewegung ist! Wie schwierig, zugleich aber auch hoch-aktuell, das Thema PDA weiterhin ist, zeigen gleich 6 referierte Publikationen dazu in diesem Heft.

Eine Publikation aus der Uniklinik des Saarlands belegt, dass das passagere akute Nierenversagen nicht nur durch Ibuprofen, sondern multifaktoriell verursacht wird und bei chirurgischer Therapie sogar noch häufiger auftritt. Eher skeptisch stimmt einen das Ergebnis der randomisierten Studie von Clyman et al., was die frühe medikamentöse Intervention angeht, aber auch die chirurgische Ligatur kommt in der Beobachtungsstudie von Hsu et al. nicht zu dem erwarteten Erfolg: allenfalls die aggressiv beatmeten Frühgeborenen scheinen davon zu profitieren. Eine neue und interessante Variable zum Thema „Mysterium PDA“ liefert die retrospektive Analyse einer türkischen Arbeitsgruppe, die Hinweise für einen Zusammenhang zwischen hoher Serumosmolalität und signifikantem PDA fand. Daneben mehren sich die Hinweise, dass auch Paracetamol oral und intravenös eine sichere Behandlungsalternative darstellt; ein Beitrag in diesem Heft berichtet von weniger renalen Nebenwirkungen im Vergleich zu Ibuprofen, und auch Langzeitnebenwirkungen bis zu einem Alter von etwa 2 Jahren sind vergleichbar mit einer Placebogruppe, wie finnische Autoren jetzt herausfanden. Interessant ist an der Paracetamoltherapie, dass sie sowohl oral als auch intravenös angewendet werden kann, wobei Wirkungen und Nebenwirkungen dann jedoch durchaus variieren können.

Die Überraschung für uns in diesem Heft ist aber das Ergebnis einer aktuellen Studie aus der Zeitschrift Neonatology: die Fototherapie zur Behandlung des Neugeborenenikterus haben wir bisher immer argwöhnisch beäugt, schließlich gab es in den letzten Jahrzehnten immer wieder Daten zu unangenehmen Nebenwirkungen, z. B. an der Haut oder den Augen. Jetzt hat eine taiwanesische Forschergruppe auf der Basis einer großen populationsbezogenen Datensammlung herausgefunden, dass die Standard-Fototherapie des ikterischen Neugeborenen die weit verbreitete atopische Dermatitis offenbar für mindestens die ersten 4 Lebensjahre bei etlichen Patienten in Schach halten kann. Wenngleich noch etliche Fragen vor einer Anwendung in dieser Indikation geklärt werden müssen, ist das vielleicht schon jetzt ein hoffnungsvoller Ansatz.

Neben der aktuellen Literaturübersicht empfehlen wir Ihnen aber aus voller Überzeugung auch die Fortbildungsbeiträge. Prof. Tröbs gibt einen aktuellen Überblick zu gastrointestinalen Fehlbildungen – in diesem Heft zunächst einmal der erste Teil –, und zu dem wichtigen Thema Prävention neonataler Hirnschädigungen finden Sie in dieser Ausgabe den Beitrag eines Autorenteams aus der Klinik für Neonatologie in Zürich um Prof. Dirk Bassler.

Wir sind glücklich, erneut herausragende Wissenschaftler als Autoren für diese Spezialthemen gefunden zu haben.

Ihre Herausgeber

Prof. Dr. med. Roland Hentschel
Leiter des Funktionsbereichs Neonatologie/Intensivmedizin
Universitätsklinikum Freiburg

PD Dr. med. Axel Hübler
Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Klinikum Chemnitz gGmbH