Zusammenfassung
Einleitung Im Zusammenhang mit der Neuausrichtung des Zervixkarzinomscreenings wird die Bedeutung
der Kolposkopie als integraler Bestandteil der geplanten Abklärungskaskade stark zunehmen.
Qualitätsstandards für die Durchführung der kolposkopischen Untersuchung sollten daher
detailliert festgelegt werden. Voraussetzung dafür ist die Erhebung des derzeitigen
Standards in der klinischen Praxis. Ziel der vorliegenden Studie war es, mittels eines
an kolposkopisch tätige Frauenärzte gerichteten Fragebogens die gegenwärtige Praxis
der Kolposkopie und Konisation in Deutschland zu evaluieren, um den faktischen Therapiestandard
der Behandlung zervikaler Dysplasien zu erheben.
Material und Methodik Frauenärzte wurden per E-Mail oder bei Veranstaltungen eingeladen, an einer webbasierten
Befragung teilzunehmen. Der Fragebogen beinhaltete 38 Fragen zum Management vor, während
und nach der Untersuchung, sowie Fragen zur technischen Durchführung von Kolposkopie
und Konisation.
Ergebnisse Im Zeitraum Februar 2018 bis April 2018 wurden 961 E-Mails zugestellt. Antwort erfolgte
in 197 Fällen (Rücklaufquote 20,5%). Die Beantwortung weiterer 40 Fragebögen wurden
im Rahmen von Veranstaltungen erreicht (Rücklaufquote ca. 80%). Nach Berücksichtigung
der Einschlusskriterien wurden 160 Fragebögen ausgewertet. Die Mehrheit der Befragten
entnimmt im Durchschnitt 2 zervikale Biopsien (67,3%), wobei nahezu alle Befragten
(94,5%) keine örtliche Betäubung anwenden. Als Standardmethode zur Entfernung zervikaler
Präkanzerosen führen die meisten Befragten die Schlingenexzision mit der Loop-Schlinge
(91,2%) unter kolposkopischer Sicht (61,2%) in Vollnarkose (92,5%) durch. Eine postoperative
Blutungsprophylaxe mittels Tamponade wird lediglich in 27,6% aller Fälle durchgeführt.
Fazit Eine Differenzialkolposkopie mit 2 kolposkopisch gezielten Biopsien und die Schlingenexzision
mit der Loop-Schlinge sind die von Kolposkopieexperten in Deutschland am häufigsten
angewandten Methoden. Eine einheitliche Vorgehensweise sollte im Rahmen von Richt-
oder Leitlinien detailliert festgelegt werden.
Schlüsselwörter
CIN - Kolposkopie - Konisation - Management - Screening - zervikale Dysplasie - Zervixkarzinom