Neurologie up2date 2019; 2(04): 375-388
DOI: 10.1055/a-0944-8597
Neurologische Notfall- und Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schädel-Hirn-Trauma aus neurologischer Sicht

Claus-W. Wallesch
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Publication Date:
13 November 2019 (online)

Die Akutversorgung nach Schädel-Hirn-Trauma (SHT) erfolgt durch Neurochirurgen und bei leichteren Verletzungen und Polytraumata durch Unfallchirurgen. In der Akutphase werden Neurologen häufig konsiliarisch hinzugezogen zur Erhebung, Dokumentation und Bewertung von klinisch-neurologischen und neurophysiologischen Befunden sowie zur Prognoseabschätzung einschließlich der Hirntoddiagnostik. Die Rehabilitation nach SHT ist die Domäne interdisziplinärer Teams unter in der Regel neurologischer Leitung. In die ambulante Behandlung von Beschwerden nach leichtem SHT und in die langfristige Betreuung bei verbleibenden Dauerschäden sind Neurologen meist konsiliarisch eingebunden.

Kernaussagen
  • Neben die fokale Kontusion und die Kompression durch Raumforderung ist die diffuse traumatische Schädigung als weiterer Mechanismus einer substanziellen Hirnschädigung getreten.

  • Auch leichte Hirnverletzungen, z. B. beim Sport, erhöhen das Risiko schwerer Schäden bei erneutem Trauma innerhalb der nächsten ca. 14 Tage („second Impact Injury“).

  • Schädel-Hirn-Traumata (SHT) führen zu anterograder und retrograder Amnesie, die im Verlauf eine Tendenz zur zeitlichen Schrumpfung zeigen.

  • Klinische Hirndruckzeichen sind:

    • Verschlechterung der Bewusstseinslage,

    • Hirnstammsymptome wie Beuge-Streck- und Streck-Streck-Synergismen,

    • Veränderungen der Pupillenweite,

    • Veränderung des Atemtyps.

  • Epiduralhämatome können mit nur geringen Hirnverletzungsfolgen einhergehen, weil die Schädelfraktur Energie absorbiert.

  • Ein apallisches Syndrom nach SHT ist Folge einer Mittelhirn-/Hirnstammverletzung [5].

  • Mittelhirn- und Hirnstammsymptome prägen die Symptomatik nach mittelschweren SHT:

    • Tetraspastik,

    • Ataxie,

    • Dysarthrie,

    • psychomotorische Verlangsamung.