Diabetes aktuell 2019; 17(05): 189-196
DOI: 10.1055/a-0970-6865
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Steroidinduzierter Diabetes mellitus: Wie erkennen – wie behandeln?

Herausforderung im Praxisalltag
Eckart Jungmann
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. August 2019 (online)

Zusammenfassung

Geschätzt werden in Deutschland etwa 1 Million Patienten mit Glukokortikoiden behandelt. Etwa jeder Zehnte entwickelt einen Steroiddiabetes, dessen Entstehung durch verschiedene Risikofaktoren begünstigt werden kann. Außerdem hängt das Risiko einer Diabetesentwicklung von der Glukokortikoiddosierung ab, bei systemischer Therapie ist das Risiko höher als bei lokaler. Auch die topische Glukokortikoidanwendung schließt eine Diabetesentwicklung als unerwünschte Arzneimittelwirkung jedoch nicht aus. Die Entwicklung eines Steroiddiabetes ist auch Symptom des seltenen Cushing-Syndroms. Besteht ein klinischer Verdacht auf das Vorliegen dieses endogenen Hyperkortisolismus, sollte die Diagnostik und Differenzialdiagnostik des Cushing-Syndroms durch laborchemische Screeningtests begonnen werden, unerkannt hat das Cushing-Syndrom eine hohe Morbidität und Mortalität. Bei der Glukokortikoidtherapie mit unphysiologischen Glukokortikoiddosierungen von über 5 mg Prednisolonäquivalent täglich resultiert daraus eine zunehmende Insulinresistenz mit der Folge der hyperglykämischen Entgleisung. Aktuelle Studien erlauben genauere Einblicke in die intrazellulären Kortisoleffekte. Die Diabetesdiagnose wird nach den üblichen Kriterien gestellt. Bei Patienten mit nachgewiesener Glukosetoleranzstörung ist ebenso wie bei Patienten ohne vorbestehenden Diabetes zunächst eine Schulung erforderlich, eine orale Diabetestherapie mit Metformin oder auch Dipeptidylpeptidase (DPP)-4-Hemmern kann hilfreich sein, unter Umständen wird eine Insulinbehandlung notwendig. Bei Patienten mit bekanntem und bereits behandeltem Diabetes ist die Therapie zu eskalieren. Eine zusätzliche Insulintherapie ist zumeist erforderlich, vorherige Insulinmengen müssen um bis zu 100 % gesteigert werden. Wegen der vordergründig postprandialen Hyperglykämie wird die Zugabe von prandialem Humaninsulin gegenüber einem Basalinsulin bevorzugt. Risikofaktoren für die Entwicklung einer Hypoglykämie sind ebenfalls zu berücksichtigen. Es kann nicht durchgängig davon ausgegangen werden, dass die Entwicklung eines steroidinduzierten Diabetes reversibel ist, eine entsprechende Aufklärung der Patienten ist erforderlich.

 
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