Liebe Leserinnen und Leser
ein halbes Jahr ist nun vergangen, seit wir der herannahenden Pandemie sorgenvoll
entgegenblickten, und dank eines vergleichsweise stabilen Gesundheitswesens in
Verbindung mit früh einsetzenden Vorsichtsmaßnahmen und einer
inzwischen realistischer einzuschätzenden Virulenz des Erregers haben
sich die schlimmsten Befürchtungen hierzulande glücklicherweise
nicht bewahrheitet. Doch statt einer Erleichterung über die aufgegangene
„Flatten-the-curve“-Strategie zu weichen, hat sich die
anfängliche Sorge in eine anhaltende Hab-Acht-Stellung gewandelt. Grund
hierfür ist die Angst vor der Unberechenbarkeit des Erregers, die
infektiologisch (zumal angesichts der Abläufe in anderen
Ländern) durchaus berechtigt ist, aber durch hartnäckig
kursierende Absolutzahlen ohne Bezugsrahmen (hinsichtlich des relativen Anteils
der Positiven an den Getesteten, der Symptomatischen an den Positiven, der
Hospitalisierten an den Symptomatischen usw., jeweils gemessen an
Größe und Altersstruktur der Bevölkerung) noch
zusätzlich und mitunter unangemessen geschürt wird.