Notaufnahme up2date 2021; 3(03): 247-263
DOI: 10.1055/a-1195-7691
Trauma, Rücken und Extremitäten

Erstbehandlung von Schuss- und Stichverletzungen im Schockraum

Sebastian Brill
,
Thorsten Holsträter

Schuss- und Stichverletzungen treten in Deutschland selten auf. Patienten mit diesen penetrierenden Traumata werden wegen der prähospital schwer einschätzbaren Verletzungsschwere regelhaft im Schockraum aufgenommen. Die Erstbehandlung orientiert sich grundsätzlich am modifizierten <C>ABCDE-Algorithmus mit vorangehender aggressiver Blutungssuche und Blutstillung. Anschließend folgt die Schockraumbehandlung den Prinzipien der Damage Control Resuscitation, um den Patienten schnellstmöglich einer chirurgischen Blutstillung zuzuführen.

Kernaussagen
  • Schuss- und Stichverletzungen in Deutschland sind selten, haben eine hohe Letalität und die verursachte Verletzungsschwere ist schwer einschätzbar.

  • In der Anamnese spielen die Ursache für die Penetrationsverletzung sowie Art der Klinge, Waffe, Projektil und Entfernung eine wichtige Rolle zur Einschätzung des Verletzungsausmaßes.

  • Schuss- und Stichverletzungen verursachen häufig schwere Blutungen, die im Verlauf zum hämorrhagischen Schock und zur traumainduzierten Koagulopathie führen.

  •  < C > ABCDE: Im Falle kritischer Blutungen muss eine konsequente Blutstillung mit den Mitteln Kompression, Tourniquet, Hämostyptika, Packing, Druckverband bereits vor Sicherung der Atemwege erfolgen.

  • Die Prinzipien der Damage Control Resuscitation stellt ein wirksames Behandlungskonzept zur aggressiven Blutungskontrolle und Therapie von traumainduzierten Blutungs- und Gerinnungskomplikationen dar.

  • Thorakale Schussverletzungen verursachen häufig einen Pneumothorax bzw. einen Hämatopneumothorax. In 85 % der Fälle ist eine Thoraxdrainage als Therapie ausreichend.

  • Die Aufnahme und Diagnostik im Schockraum sowie die eingeleiteten Maßnahmen der DCR dürfen eine zügige Zuführung zu einer chirurgischen Therapie zur Stillung der Blutung nicht verzögern.



Publication History

Article published online:
12 July 2021

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