Pneumologie 2020; 74(07): 412-416
DOI: 10.1055/a-1199-6721
Stellungnahme

DZK-Stellungnahme zu Tuberkulose, BCG und COVID-19*

(*Offizielle Bezeichnung der Erkrankung durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2, severe acute respiratory syndrome coronavirus 2)DZK Recommendations for Tuberculosis, BCG and COVID-19 in Germany(Official Abbreviation of Coronavirus Disease 2019 Caused by the New Coronavirus SARS-CoV-2)
R. Otto-Knapp
1   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK)
,
B. Häcker
1   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK)
,
C. Breuer
1   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK)
2   Gesundheitsamt Dresden, Dresden
,
R. Diel
1   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK)
3   LungenClinic Grosshansdorf, Airway Disease Center North (ARCN), Großhansdorf
,
S. H. E. Kaufmann
4   Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, Berlin
,
G. Korr
5   Bundesministerium für Gesundheit, Berlin
,
M. Pfeiffer
1   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK)
6   Klinik Donaustauf, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg
7   Deutsche Gesellschaft für Pneumologie e. V. (DGP)
,
T. Schaberg
1   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK)
,
N. Schönfeld
1   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK)
8   Helios Klinikum Emil von Behring, Lungenklinik Heckeshorn, Berlin
,
P. Witte
1   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK)
9   Institut für Krankenhaushygiene der Mühlenkreiskliniken, Universitätsklinikum Johannes-Wesling Minden
,
T. Bauer
1   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK)
7   Deutsche Gesellschaft für Pneumologie e. V. (DGP)
8   Helios Klinikum Emil von Behring, Lungenklinik Heckeshorn, Berlin
› Author Affiliations

Weltweit wurden für das Jahr 2018 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1,45 Millionen Todesfälle bei 10 Millionen Tuberkuloseerkrankungen geschätzt [1]. Etwa 4000 Menschen versterben demnach jeden Tag trotz verfügbarer Therapie an Tuberkulose, auch weil schwer therapierbare Medikamentenresistenzen vielerorts ein zunehmendes Problem darstellen. V. a. in Hochprävalenzländern für Tuberkulose kann es während der SARS-CoV-2-Pandemie zu einer Verschlechterung der Fallfindung und der Versorgungssituation von Tuberkulosepatientinnen und -patienten kommen [2]. Eine Modellierungsstudie der Stop TB Partnership kommt zu der Einschätzung, dass zwischen 2020 und 2025 zusätzliche 1,4 Millionen Tuberkulose-Todesfälle entstehen könnten, wenn ein 3-monatiger „Lockdown“ mit einer 10-monatigen Phase der Wiedereinführung der Tuberkuloseversorgung angenommen wird [3]. International wird daher dringend dazu aufgerufen, die Tuberkuloseversorgung auch während der SARS-CoV-2-Pandemie aufrecht zu erhalten. Die weltweiten finanziellen und personellen Ressourcen zur Bekämpfung der Tuberkuloseepidemie müssen erhalten bleiben, um das angestrebte Ziel der Eliminierung nicht zu gefährden [4] [5] [6].

Mit einer Inzidenz von 5,8 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohnern im Jahr 2019 [7] zählt Deutschland zu den Niedriginzidenzländern mit guten finanziellen und strukturellen Ressourcen im Gesundheitssystem. Versorgungsprobleme für Tuberkulosepatientinnen und -patienten werden in Deutschland auch unter den derzeitigen Pandemie-Bedingungen nicht erwartet. Dennoch können Menschen, die eine Tuberkulosebehandlung erhalten oder abgeschlossen haben oder bei denen eine latente Infektion mit Mycobacterium tuberculosis festgestellt wurde, verständlicherweise durch diese Situation verunsichert sein. Als Hilfestellung für die Beratung von Tuberkulosepatientinnen und -patienten werden daher im Folgenden einige häufig auftretende Fragen zur Tuberkulose und der aktuellen Coronavirus-Pandemie beantwortet.



Publication History

Article published online:
16 July 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York