Klin Monbl Augenheilkd 2020; 237(11): 1278-1285
DOI: 10.1055/a-1271-6993
Klinische Studie

Der Swinging-Flashlight-Test – mangelhafte Durchführung und Interpretation in der augenärztlichen Routine

Article in several languages: English | deutsch
Flemming Beisse
1   Augenheilkunde, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
,
Alina Ring
1   Augenheilkunde, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
,
Helmut Wilhelm
2   Augenheilkunde, Universitätsklinikum Tübingen, Deutschland
,
Christina Beisse
1   Augenheilkunde, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
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Zusammenfassung

Hintergrund Der Swinging-Flashlight-Test ist eine ophthalmologische Standarduntersuchung zur Ermittlung eines relativen afferenten Pupillendefekts (RAPD). Die Vorzüge des Tests liegen in seinem minimalen technischen Aufwand und seiner Objektivität. Sein Nutzen hängt jedoch von der korrekten Durchführung und richtigen Interpretation ab. Inwieweit dies gegeben ist, untersuchte die vorliegende Befragungsstudie unter deutschsprachigen Ophthalmologen.

Methoden Es wurde ein Multiple-Choice-Fragebogen mit 14 Fragen zur Anwendung des Swinging-Flashlight-Tests entwickelt. Dieser wurde deutschsprachigen Augenfachärzten (Hauptauswertung) und Orthoptistinnen (Nebenauswertung) auf Kongressen vorgelegt oder mittels Telefoninterview abgefragt.

Ergebnisse 249 Augenfachärzte und 76 Orthoptistinnen nahmen an der Befragung teil. Nur 2% der Fachärzte beantworteten alle 14 Fragen richtig. Durchschnittlich wurden 66% (Spanne 29 – 100%) der Fragen richtig beantwortet. Die Frage mit dem schlechtesten Ergebnis wurde von 19%, die mit dem besten Ergebnis von 95% der Teilnehmer richtig beantwortet. Die Ergebnisse der Teilgruppe der Orthoptistinnen stimmten annähernd mit denen der Fachärzte überein.

Schlussfolgerung Die Rate an Richtigantworten erscheint beunruhigend niedrig. Für eine klinische Untersuchungsmethode, die als augenärztliches Basishandwerkszeug gilt und in ophthalmologischen Leitlinien als obligate Untersuchung geführt wird, wäre eine nahezu fehlerfreie Anwendung zu fordern. Angesichts der hohen Fehlerrate sind Fehldiagnosen und -behandlungen zu befürchten. Verbesserungen der Weiter- und Fortbildung sind hier unabdingbar.



Publication History

Received: 03 September 2020

Accepted: 21 September 2020

Article published online:
17 November 2020

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