Rofo 2021; 193(11): 1277-1284
DOI: 10.1055/a-1472-6530
Review

Qualitative und quantitative Arbeitsplatzanalyse zur Ermittlung des Personalbedarfs in einer universitären radiologischen Abteilung

Article in several languages: English | deutsch
Ulrike Streit
Radiology, University Medical Center Göttingen Institute for Diagnostic and Interventional Radiology, Göttingen, Germany
,
Johannes Uhlig
Radiology, University Medical Center Göttingen Institute for Diagnostic and Interventional Radiology, Göttingen, Germany
,
Joachim Lotz
Radiology, University Medical Center Göttingen Institute for Diagnostic and Interventional Radiology, Göttingen, Germany
,
Babak Panahi
Radiology, University Medical Center Göttingen Institute for Diagnostic and Interventional Radiology, Göttingen, Germany
,
Ali Seif Amir Hosseini
Radiology, University Medical Center Göttingen Institute for Diagnostic and Interventional Radiology, Göttingen, Germany
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Zusammenfassung

Ziel Das Aufgabenprofil von heutigen Radiologen wird immer vielseitiger und geht über die reine Bildinterpretation und -befundung hinaus. Ziel dieser Beobachtungsstudie war es, mithilfe einer qualitativen und quantitativen Arbeitsplatzanalyse angepasste radiologische Tätigkeitsprofile zu ermitteln und hieraus den tatsächlichen Personalbedarf einer universitären radiologischen Abteilung abzuleiten.

Material und Methoden Im Rahmen einer Qualitätsinitiative wurde eine prospektive Beobachtungsstudie an einer deutschen Universitätsklinik durchgeführt. Zwei erfahrene Radiologen führten über 30 Tage eine qualitative und quantitative Arbeitsplatzanalyse durch. Dabei wurde das ärztliche Personal im Alltag begleitet und interpretative Tätigkeiten (IITs) und nichtinterpretative Tätigkeiten (NITs) von Assistenzärzten und Oberärzten dokumentiert unter Anwendung von Zeit- und Bewegungsanalysen sowie Experteninterviews. Ferner wurden Wechselereignisse (TSEs) zwischen NITs und IITs erfasst. Hier wurde das Beispiel der MRT-Funktionseinheit gewählt.

Ergebnisse Die qualitative Arbeitsplatzanalyse der Funktionseinheit MRT ergab eine Tätigkeitsmatrix mit den übergeordneten Kategorien IIT und NIT und Verteilzeitfaktor (VZ). Ferner ließen sich die NITs in 4 Subkategorien unterteilen: Management und Organisation, Patientenbetreuung, Clinical Decision Support, Ausbildung. Die quantitative Analyse ergab folgenden Zeitaufwand bei Assistenzärzten: IITs 15 h/d (53 %), NITs 9,8 h/d (34 %), VZ 3,7 h/d (13 %). Für Oberärzte ergaben sich folgende Messungen: IITs 6,7 h/d (40 %), NITs 7,8 h/d (47 %), VZ 1,2 h/d (13 %). Insgesamt wurde ein Personalbedarf von 2 Vollzeitkräften an Oberärzten und 3,4 Vollzeitkräften an Assistentsärzten für die Funktionseinheit MRT berechnet. Bei Assistenzärzten wurden durchschnittlich 6 TSEs/h und bei Oberärzten 13 TSEs/h beobachtet.

Schlussfolgerung NITs machen einen signifikanten Anteil des radiologischen Alltags aus, daher sind Kennzahlen wie Untersuchungen pro Tag allein nicht repräsentativ für die tägliche Arbeitslast eines Radiologen im Krankenhausbetrieb. Obwohl sie zeitintensiv und disruptiv sind, tragen NITs in erheblichem Maße dazu bei, dass der moderne Radiologe eine zentrale Rolle im Management von Patienten einnimmt.

Kernaussagen:

  • Die Personalbedarfsplanung ist ein wichtiger interner Einflussfaktor für die Abteilungsstrategie.

  • Das Hauptziel der Personalbedarfsermittlung besteht in der Anpassung der Personalkapazitäten an den jeweils aktuellen Bedarf.

  • Leistungszahlen sind kein ausreichender Surrogatparameter für den tatsächlichen Arbeitsaufwand.

  • Nichtinterpretative Tätigkeiten machen einen signifikanten Anteil des radiologischen Alltags aus.

  • Obwohl sie zeitintensiv und disruptiv sind, tragen NITs in erheblichem Maße dazu bei, dass der moderne Radiologe eine zentrale Rolle im Management von Patienten einnimmt.

Zitierweise

  • Streit U, Uhlig J, Lotz J et al. Qualitative and Quantitative Workplace Analysis of Staff Requirement in an Academic Radiology Department. Fortschr Röntgenstr 2021; 193: 1277 – 1284



Publication History

Received: 16 July 2020

Accepted: 17 March 2021

Article published online:
27 May 2021

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