Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(04): 366-370
DOI: 10.1055/a-1509-3688
Kasuistik

... denn wir dürfen sie nicht vergessen! Organspende in der Neonatologie

... because We Should not Forget! Neonatal Organ Donation
1   Klinik für Neonatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
,
Kerstin von der Hude
1   Klinik für Neonatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
,
Markus Kliemann
2   Region Nord-Ost, Deutsche Stiftung Organtransplantation, Frankfurt, Deutschland
,
Bianka Rösner
1   Klinik für Neonatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
,
Christoph Bührer
1   Klinik für Neonatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
,
Lars Garten
1   Klinik für Neonatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
› Institutsangaben

Zusammenfassung

Obwohl sich fast 40% aller Todesfälle im Kindes- und Jugendalter während der Neugeborenenperiode ereignen, kommt es in der Neonatologie nur selten zur Organspende. Wir berichten über ein Neugeborenes, bei dem nach perinataler Asphyxie der endgültige, nicht behebbare Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms („Hirntod“) gemäß Transplantationsgesetz diagnostiziert wurde. Das Herz wurde nach der sogenannten zweiten richtliniengemäßen „Hirntoddiagnostik“ zur Organspende entnommen und erfolgreich transplantiert. Besondere juristische Herausforderungen ergaben sich aus dem Umstand der anonymen Geburt, den notwendigen Regelungen der Vormundschaft sowie der Zuordnung des Totenfürsorgerechts. Medizinisch standen die speziellen Regelungen der Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls bei Neugeborenen und der optimale Erhalt der Organfunktion vor Entnahme im Vordergrund. Für die Pflegenden stellte sich der Ablauf grundlegend anders dar als bei einer Therapiezieländerung mit anschließender palliativen Versorgung in Anwesenheit der Eltern. Angesichts der großen emotionalen Herausforderungen erwiesen sich die Einbindung aller Beteiligten in die Entscheidungsabläufe und die Übernahme der besonderen Verantwortung als hilfreich.

Abstract

Although almost 40% of all deaths prior to 18 years of age occur within the neonatal period, organ donation is rare in neonatology. Herein we report about a newborn infant with perinatal asphyxia and permanent, irreversible loss of brain function (cerebrum, cerebellum and brain stem), managed according to the criteria and instructions defined by the German law of donor organ transplantation. After confirmation of irreversible loss of brain function, the heart was successfully transplanted. Specific legal challenges resulted from the instance of an anonymous birth, the guardianship required, and the specific regulations of welfare of the deceased individual. The most prominent medical challenges consisted in the specific regulatory purposes for the diagnosis of the irreversible loss of brain function in neonates and the optimal maintenance of organ functions prior to donation. From the nursing point of view, the proceeding differed entirely compared to redirection of care into palliation while parents are present. Involving all stakeholders in every step of decision making was regarded as emotionally helpful.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 11. März 2021

Angenommen nach Revision: 01. Mai 2021

Artikel online veröffentlicht:
12. August 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany