Endo-Praxis 2021; 37(04): 197-204
DOI: 10.1055/a-1558-5522
Originalarbeit

Endoskopassoziierte Kreuzkontaminationen – 10 Jahre im Überblick

Nils Andersen
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für interdisziplinäre Endoskopie
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Zusammenfassung

Weltweite Berichte über Ausbrüche endoskopassoziierter Infektionen können schon seit Jahren beobachtet werden. Vermehrte Berichterstattungen in den Medien, dass die Übertragung einer Infektion mit multiresistenten Mikroorganismen über kontaminierte Endoskope häufiger auftritt als bisher angenommen, führten zu dieser Literaturrecherche.

In einer Suche in zwei Datenbanken konnten 26 relevante Artikel identifiziert werden, wovon 10 zusammengefasst wurden, da sie jeweils denselben Ausbruch aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten. In den 21 Ausbrüchen werden die meisten im Zusammenhang mit Duodenoskopen berichtet (71,43 %), aber auch einige mit Gastroskopen, Koloskopen oder Endosonografiegeräten (19,05 %). Die meisten Ausbrüche wurden aus der EU (47,62 %) und den USA (42,86 %) berichtet. Insgesamt wurde von 252 infizierten Patienten und 14 Todesfällen berichtet. Als ursächliche Mikroorganismen wurden vornehmlich K. pneumoniae (47,62 %), E. coli (23,81 %) und P. aeruginosa (19,05 %) berichtet. Die meisten Kontaminationen wurden auf eine nicht sachgemäße Reinigung zurückgeführt (38,10 %). In einem Drittel der Fälle konnte die Ursache des Ausbruchs nicht ermittelt werden (33,33 %).

Um die Inzidenz von Endoskopkontaminationen zu erkennen, ist eine offene Kommunikation zwischen Herstellern, Kliniken und Regierungsstellen dringend erforderlich. Studien zum Endoskoprisikofaktor und gründliche Untersuchungen der Ausbrüche durch Experten sind entscheidend für die Senkung und letztendliche Prävention von Infektionen. Diese Studien sollten zu Verbesserungen des Endoskopdesigns (bei der Endoskopgestaltung), der Endoskopwiederaufbereitung sowie der mikrobiologischen Überwachung führen. Regelmäßige intensive Schulungen des Aufbereitungspersonals und regelmäßige Audits erscheinen unerlässlich. Ein großes Augenmerk sollte hierbei auf die Ausbildung und spezifische Geräteeinweisung gelegt werden. Neue Wiederaufbereitungsmaßnahmen wie die EO-Sterilisation zeigen keine überlegenen Ergebnisse und sind kostspieliger umzusetzen. Einwegduodenoskope würden das Risiko der Übertragung exogener Mikroorganismen vollständig eliminieren, aber sie sind ebenfalls kostenintensiv. Die Abwägung der Kostenwirksamkeit jeder Neugestaltung oder Verwendung von Einwegendoskopen mit dem tatsächlichen Risiko der Übertragung exogener Mikroorganismen wird letztlich bestimmen, welche Lösungen angenommen und langfristig genutzt werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2021

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