Frauenheilkunde up2date 2022; 16(05): 385-401
DOI: 10.1055/a-1661-1519
Gynäkologische Onkologie

Bestrahlungstechniken beim Mammakarzinom

Oliver J. Ott
,
Vratislav Strnad

In den beiden letzten Jahrzehnten hat sich die Strahlentherapie beim Mammakarzinom deutlich weiterentwickelt. Am Bestrahlungsgerät erlauben moderne Bildgebungsverfahren eine täglich reproduzierbare und präzise Lagerung. Das Ausmaß des Bestrahlungsvolumens orientiert sich zunehmend am individuellen Risiko. Dies führt häufig zu kürzeren Bestrahlungsserien und zu einer verringerten Strahlenbelastung an der behandelten Brust und an den angrenzenden Organen.

Kernaussagen
  • Eine moderne Strahlenbehandlung nach einem Mammakarzinom wird heute für jede Patientin individuell unter Berücksichtigung des jeweils vorliegenden Risikoprofils geplant.

  • Am Bestrahlungsgerät erfolgt die präzise Positionierung auf dem Bestrahlungstisch heutzutage mit Durchleuchtungstechniken, Conebeam-CT sowie mit Oberflächenscannern.

  • Die postoperative Radiotherapie der Brustwand nach Mastektomie senkt das Risiko eines lokoregionären Rezidivs und verbessert das Gesamtüberleben bei lokal fortgeschrittenen und nodal-positiven Mammakarzinomen.

  • Nach brusterhaltender Operation wegen eines invasiven Karzinoms soll die adjuvante Bestrahlung der betroffenen Brust generell durchgeführt werden.

  • Eine lokale Dosisaufsättigung im Bereich der ehemaligen Tumorregion in der betroffenen Brust, die sogenannte Boost-Bestrahlung (kleinvolumige Extradosis von 10–16 Gy), senkt das Lokalrezidivrisiko in vielen Fällen nachweislich weiter ab und sollte insbesondere bei jüngeren Frauen < 50 Jahre zum Einsatz kommen.

  • Bei der Teilbrustbestrahlung führen kleinere Zielvolumina im Vergleich zur Ganzbrustbestrahlung zu kürzeren Behandlungszeiten und weniger Nebenwirkungen.

  • Bei einem kleinen Rezidivtumor und einer entsprechenden anatomischen Voraussetzung ist eine zweite brusterhaltende Vorgehensweise möglich. Eine postoperative Strahlentherapie im Sinne einer Re-Bestrahlung wird mittels Teilbrustbestrahlung mit interstitieller Multikatheterbrachytherapie empfohlen.

  • Beim vorbestrahlten, nicht resektablen Thoraxwandrezidiv werden die besten therapeutischen Ergebnisse erreicht, wenn man eine Re-Bestrahlung der Tumorregion mit strahlensensibilisierenden weiteren Methoden wie z. B. einer simultanen Chemotherapie und/oder einer Oberflächenhyperthermie kombiniert.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
28. Oktober 2022

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