Zusammenfassung
Bisher gibt es keine evidenzbasierten Empfehlungen, welche Methode zur Geburtseinleitung nach vorangegangener Sectio, insbesondere bei unreifer Zervix, zu bevorzugen ist, da randomisierte,
kontrollierte Studien fehlen. Oxytocin intravenös und Misoprostol sind bei diesen Schwangeren aufgrund des erhöhten Rupturrisikos kontraindiziert. Bei reifer Zervix (Bishop Score > 6) ist
die intravenöse Gabe von Oxytocin ein effektives Verfahren mit vergleichbaren Raten an Uterusrupturen wie beim Abwarten spontaner Wehen. Vaginales Prostaglandin E2
(PGE2 ) und mechanische Methoden (Ballonkatheter, hygroskopische Zervixdilatatoren) sind effektive Methoden zur Geburtseinleitung nach Sectio bei unreifer Zervix. Nach aktuellen
Leitlinien ist die Gabe von PGE2 im Vergleich zu Ballonkathetern mit einer höheren Rate an Uterusrupturen assoziiert. Daher stellen Ballonkatheter eine geeignete Alternative zu
PGE2 zur Geburtseinleitung nach Sectio dar, ungeachtet ihres Off-Label Use. Nach 2 Metaanalysen 2016 sind 12 weitere meist retrospektive Kohorten-/Beobachtungsstudien mit
niedriger bis mäßiger Evidenz zu mechanischen Methoden der Zervixreifung nach vorangegangener Sectio publiziert worden. Allerdings lassen sich aufgrund der erheblichen Heterogenität zwischen
den Studien, erheblichen Unterschieden im Studiendesign und der unzureichenden Zahl eingeschlossener Schwangerer keine evidenzbasierten Empfehlungen aus diesen Untersuchungen ableiten. Nach
einer aktuellen Metaanalyse liegt die Rate vaginaler Geburten nach vaginalem PGE2 bei im Mittel 66%, unseren Untersuchungen zufolge bei Anwendung von Ballonkathetern und unreifer
Zervix bei durchschnittlich 53% und bei Schwangeren mit Abwarten spontaner Wehen bei im Mittel 72%. Die Frequenz an Uterusrupturen beträgt mit vaginalem PGE2 0,2–0,9% und mit
Ballonkathetern 0,56–0,94% und ist damit der nach Abwarten spontaner Wehen vergleichbar. Hygroskopische Zervixdilatatoren (Dilapan-S) sind unter Berücksichtigung von Produktinformationen die
derzeit einzige „erlaubte“ Methode zur Zervixreifung/Geburtseinleitung nach Sectio, allerdings ist die diesbezügliche Datenlage völlig unzureichend. Zur Entscheidungsfindung sind daher gut
konzipierte randomisierte, kontrollierte Studien mit adäquater Fallzahl zum Vergleich von Ballonkathetern und hygroskopischen Zervixdilatatoren einerseits und mechanischen Methoden und
vaginalem Prostaglandin E2 /oralem Misoprostol andererseits erforderlich.
Schlüsselwörter Geburtseinleitung nach vorangegangener Sectio - Ballonkatheter - hygroskopische Zervixdilatatoren - Prostaglandine - Uterusruptur