Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2022; 16(02): 113-129
DOI: 10.1055/a-1736-4831
Notfallchirurgie

Verbrennungschirurgie

Sonja Schmidt
,
Marius Drysch
,
Marcus Lehnhardt

Für die Versorgung Brandverletzter bedarf es sowohl in der operativen Versorgung als auch in der intensivmedizinischen Behandlung besonderer Kenntnis im Umgang mit dieser Art der Verletzung. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Einteilungen der Brandverletzungen, das Management der Wundversorgung, die verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten, sowohl konservativ als auch operativ, und die Besonderheiten der Verbrennungskrankheit.

Kernaussagen
  • Bei Brandverletzten sollte rechtzeitig überprüft werden, ob eine Indikation zur Verlegung in ein Schwerbrandverletztenzentrum vorliegt, um die Behandlung nicht zu verzögern.

  • Die Einschätzung des Verbrennungsausmaßes (VKOF) kann entweder über die Neuner-Regel nach Wallace oder über die Handflächenregel bestimmt werden.

  • Oberflächliche Verbrennungen (erst- und IIa-gradig) können narbenfrei abheilen. Ab einer IIb-gradigen Verletzung sollte eine operative Therapie oder die Behandlung mittels spezieller Wundauflagen erwogen werden.

  • Die Verbrennungswunde kann in 3 Zonen nach Jackson eingeteilt werden. In der Stasezone kann es zum sogenannten „Nachbrennen“ der Wunde kommen. Bei größeren Wunden gilt, die Verbrennungstiefe in den Tagen nach dem Unfall zu reevaluieren.

  • Bei aufliegendem Verbrennungsschorf oder nekrotischem Gewebe sollte eine Nekrektomie durchgeführt werden:

    • enzymatisch mittels Nexobrid: selektive Entfernung des Eschars,

    • tangential mittels Weck-Messer: schichtweise Entfernung des Gewebes bis zum vitalen Wundgrund,

    • epifaszial mittels Monopolar oder Skalpell: Resektion des gesamten Gewebes bis auf die Muskelfaszie.

  • Neben diversen Wundauflagen gibt es einige Möglichkeiten zur definitiven autologen Hautrekonstruktion:

    • Spalthaut: beschränkt sich auf die Epidermis und obere Dermisanteile.

    • Vollhaut: betrifft alle Hautschichten, wird am Entnahmeareal direkt vernäht.

    • Meeks: ähnelt dem Spalthautverfahren. Durch Rasterung ist eine größere Expansion möglich.

    • Kultivierte Keratinozyten: können auf Basis einer Hautprobe gezüchtet und anschließend auf die Wundfläche aufgebracht werden.

  • Verbrennungswunden stellen ein Risiko für lokale und systemische Infektionen dar. Die besten Formen der Prävention sind steriles Arbeiten und regelmäßige Wundkontrollen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. April 2022

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