Gesundheitswesen 2023; 85(06): 561-567
DOI: 10.1055/a-1829-6948
Übersichtsarbeit

Psychische Gesundheit von Sexarbeiter*innen in Europa: ein Scoping-Review

Mental Health Situation of Sex Workers in Europe: a Scoping Review
Anna Mühlen
1   Abteilung Aachen, Katholische Hochschule Nordrhein Westfalen, Aachen, Germany
,
Janette Rudy
1   Abteilung Aachen, Katholische Hochschule Nordrhein Westfalen, Aachen, Germany
,
Anna Böckmann
1   Abteilung Aachen, Katholische Hochschule Nordrhein Westfalen, Aachen, Germany
,
Daniel Deimel
1   Abteilung Aachen, Katholische Hochschule Nordrhein Westfalen, Aachen, Germany
2   Abteilung für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Universität Duisburg-Essen Medizinische Fakultät, Essen, Germany
3   Abteilung für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, LVR-Klinikum Essen Klinik fur Psychiatrie und Psychotherapie, Essen, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund: Sexarbeiter*innen erleben aufgrund ihrer Tätigkeit in der Gesellschaft häufig mangelnde Akzeptanz und Stigmatisierungen. Daraus resultieren für sie zahlreiche Ausschlussmechanismen und Belastungsfaktoren, die mit einer erhöhten Vulnerabilität für psychische Erkrankungen einhergehen können. Zielsetzung: Identifikation von Studien zur psychischen Situation von Sexarbeiter*innen in Europa. Methodik: Im Rahmen eines Scoping-Reviews konnten in den wissenschaftlichen Datenbanken LIVIVO, BASE, PubMed und PSYNDEX n=12 relevante Studien identifiziert werden, die ab 1990 publiziert wurden. Ergebnisse: Bei 56–75% der befragten Sexarbeiter*innen wurde mindestens eine psychische Störung berichtet. Besonders häufig treten bei den Befragten Depressionen, Substanzkonsum, Suizidalität und posttraumatischer Stress auf. Die Ergebnisse zeigen, dass Sexarbeiter*innen vulnerabel für psychische Belastungsfaktoren und Erkrankungen sind. Eine umfassende psychosoziale Unterstützung und Beratung ist unter Berücksichtigung der verschiedenen Arbeitskontexte und Lebenswelten indiziert.

Abstract

Background: Due to the nature of their activity, sex workers often experience a lack of acceptance and stigmatization in society. This results in numerous exclusion mechanisms and stress factors, which might be associated with an increased vulnerability to mental illness. Objective: To identify studies on the mental health situation of sex workers in Europe. Methodology: A scoping review identified n=12 relevant studies published from 1990 onwards in the scientific databases LIVIVO, BASE, PubMed and PSYNDEX. Results: At least one mental disorder was reported in 56–75% of sex worker*respondents. Depression, substance use, suicidality, and post-traumatic stress were particularly common among respondents. The results show that sex workers are vulnerable to psychological stressors and illnesses. Comprehensive psychosocial support and counseling is indicated, taking into consideration the different work contexts and life situations.



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Artikel online veröffentlicht:
06. September 2022

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