Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2023; 18(01): 21-40
DOI: 10.1055/a-1838-2241
Beckengürtel und untere Extremität

Revisions- und Wechselendoprothetik – Azetabulum

Ali Darwich
,
Franz-Joseph Dally
,
Mohamad Bdeir
,
Sascha Gravius

Azetabuläre Knochendefekte stellen eine große Herausforderung in der modernen Endoprothetik dar. Die Identifikation der Versagensursache in der Endoprothetik bildet den zentralen Baustein in der Behandlung und bestimmt die Therapie. Differenzialdiagnostisch muss als Revisionsursache eine periprothetische Infektion gegenüber einer aseptischen Revisionsursache abgeklärt werden.

Kernaussagen
  • Als Ziele der azetabulären Revisionsendoprothetik sind die Wiederherstellung des anatomischen Drehzentrums, die direkte Kraftübertragung auf den vorhandenen Knochen mit dauerhafter belastungsstabiler Verankerung sowie der Verschluss von segmentalen Defekten und die „biologische“ Defektrekonstruktion kavitärer Defekte zu nennen.

  • Vor jedem Revisionseingriff ist die Differenzialdiagnostik der Revisionsursache – aseptische Revisionsursache (AR) versus periprothetische Infektion (PPI) – entscheidend für die Therapiewahl. Wesentliches Augenmerk muss auf die Diagnostik einer PPI gelegt werden. In Ermangelung entsprechender Goldstandards kann in der klinischen Routine zur Diagnose der PPI auf Konsensusdefinitionen und Scoring-Systeme zurückgegriffen werden.

  • Die OP-Vorbereitung umfasst die Wahl der Zugangswege, die Planung der OP-Strategie inklusive Lagerung, die Vorhaltung unterschiedlicher (Revisions-)Implantate und -Strategien – samt Rückfallebenen (second Line of Defense) – und Minimierung des OP-Risikos durch interdisziplinäre Vorbereitung (u. a. Gerinnungsdiagnostik, Patient Blood Management [PBM]).

  • Empfohlen wird die bestmögliche präoperative Klassifikation der Defektsituation, um den Einsatz entsprechender (Revisions-)Implantatsysteme und der operativen Strategie (bis hin zum Individualimplantat) planen zu können.

  • Die Rate an Komplikationen (Lockerung, Infektion, Luxationsrate) steigt mit der Anzahl der Revisionen; die Literatur lässt erhöhte Komplikationsraten bei „Megaimplantaten“ erwarten. Präoperativ sollte entsprechend immer das Nutzen-Risiko-Verhältnis abgewogen werden.

  • Die potenziellen Risiken, die prä- und intraoperative Komplexität mit einer Vielzahl an denkbaren Szenarien erfordert eine hohe Expertise in der Revisionschirurgie an einem Zentrum, i. e. erfahrener Operateur mit Kenntnis und Vorhaltung verschiedener (Revisions-)Implantatsysteme mit interdisziplinären Diagnostik- und Therapiealgorithmen (insbesondere bei periprothetischer Infektion).



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. Februar 2023

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