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DOI: 10.1055/a-1952-4192
Philippinen: Ein überraschender Auslöser einer jahrelangen symptomatischen Hyponatriämie
Philippines: Surprising trigger of symptomatic hyponatremia for years
Anamnese
Ein deutscher Patient, der seit Jahren auf einer philippinischen Insel lebt, stellte sich in der hausärztlichen Sprechstunde vor. Er berichtete, seit ca. 5 Jahren an einer rezidivierenden symptomatischen Hyponatriämie zu leiden. Die Erkrankung begann mit einer anhaltenden Mund- und Augentrockenheit. Darauf folgten eine Polyurie, Polydipsie, Nykturie, ein rascher Gewichtverlust von 10 kg, ein veränderter Stuhlgang, Muskelkrämpfe an allen Extremitäten, eine innere Unruhe sowie eine zunehmende Verwirrtheit. Zuletzt kamen eine Gangunsicherheit, Synkopen und eine körperliche Erschöpfung hinzu.
Die Symptomatik trat alternierend auf, verschlechterte sich jedoch zunehmend über die letzten 2 Jahre. Während längerer Aufenthalte in Deutschland klangen die Beschwerden meist vollständig ab und traten einige Wochen nach der Rückkehr auf die Philippinen langsam wieder auf.
Initial fiel bei einer laborchemischen Diagnostik in einer lokalen Klinik auf den Philippinen ein Serumnatrium von 119 mmol/l auf. Zu diesem Zeitpunkt wurde ein partiell zentraler Diabetes insipidus und ein renales Salzverlustsyndrom diagnostiziert. Der Patient wurde daraufhin mit Desmopressin- und Kochsalztabletten behandelt und wieder in seine häusliche Umgebung entlassen.
Zuletzt erkrankte der Patient an einer Sars-CoV-2-Infektion. In diesem Rahmen wurde in der laborchemischen Untersuchung erneut ein Serumnatrium von 113 mmol/l erkannt. Die Hyponatriämie wurde durch Infusionen ausgeglichen und die Therapie mit Desmopressin eskaliert. Nach Stabilisierung des Allgemeinzustands wurde der Patient zeitnah nach Deutschland zurückgeholt, wo er sich umgehend in der endokrinologischen Abteilung einer Münchner Universitätsklinik vorstellte.
Die Hyponatriämie ist definiert als ein Serumnatriumspiegel < 135 mmol/l. Hierbei wird zwischen einer milden (130–135 mmol/l) und einer mäßigen (< 130 mmol/l) sowie einer schweren Hyponatriämie (< 120 mmol/l) unterschieden [1].
Bei der stationären Aufnahme zeigten sich klinisch und laborchemisch keine Auffälligkeiten. Durch einen unauffälligen Durstversuch wurde ein Diabetes insipidus ausgeschlossen und das Desmopressin vollständig abgesetzt. Der Patient wurde entlassen und erhielt die Diagnose: Rezidivierende Hyponatriämie unklarer Ätiologie. Ihm wurde eine physiologische Trinkmenge von 1,5 l pro Tag empfohlen.
Publication History
Article published online:
07 December 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Bullmann C. Hyponatriämie. Oktober 2016. Dokumentation der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, aktualisiert 10.01.2017
- 2 Krebs M. Abklärung bei Polyurie. J Klin Endokrinol Stoffw 2018; 11: 104-106
- 3 Timmermann L. Trinkwasserdesinfektion auf Reisen: Ein Update für die reisemedizinische Beratung. Flug u Reisemed 2019; 26: 212-219
- 4 Joergensen D, Tazmini K, Jacobsen D. Acute Dysnatremias – a dangerous and overlooked clinical problem. Scand J Trauma Resusc Emerg Med 2019; 27: 58
- 5 Noakes TD, Wilson G, Gray DA. et al Peak rates of diuresis in healthy humans during oral fluid overload. S Afr Med J 2001; 91: 852-857
- 6 Amboss. Elektrolystörungen Natrium. Aktualisierung 19.07.2022 Im Internet: www.amboss.com/de/wissen/Elektrolytstörungen_Natrium
- 7 Republic of the Philippines. Stand: 24.10.2022. Im Internet https://water.emb.gov.ph/?page_id=2
- 8 Dresely F. Störungen des Natriumhaushalts. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53: 492-502