Aktuelle Ernährungsmedizin 2023; 48(03): 174-182
DOI: 10.1055/a-1999-7338
Originalarbeiten

Gewichtsveränderungen bei Pflegeheimbewohner*innen: Eine retrospektive Analyse von Routinedaten

Weight Change in Nursing-Home Residents: A Routine Data Based Retrospective Analyses
1   Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Hochschule Esslingen, Esslingen, Germany
,
Reinhold Wolke
1   Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Hochschule Esslingen, Esslingen, Germany
,
Petra Reiber
1   Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Hochschule Esslingen, Esslingen, Germany
,
Gundula Essig
1   Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Hochschule Esslingen, Esslingen, Germany
,
Bianca Berger
1   Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Hochschule Esslingen, Esslingen, Germany
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Funding IKKclassic
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Zusammenfassung

Hintergrund Ungewollte Gewichtsverluste und daraus resultierende Mangelernährung sind unter anderem mit steigendem Alter, Morbidität und Pflegebedürftigkeit assoziiert. Somit könnte ein allmählicher Gewichtsrückgang als weiteres physiologisches Alterssymptom erscheinen.

Fragestellung und Methodik Anhand von Routinedaten aus sechs Pflegeeinrichtungen soll der Frage nachgegangen werden, wie sich das Gewicht über drei Jahre (t0-t6) bei 540 hochaltrigen, pflegebedürftigen Bewohner*innen entwickelt, welche Faktoren ein stabiles Gewicht begünstigen und ob sich auch in dieser Gruppe eine Assoziation von Gewichtsverlusten und Mortalität zeigt.

Ergebnisse Im ersten Halbjahr verlieren 24,2% (n=112) mindestens 5% ihres Körpergewichtes, 31,1% (n=144) weisen ein Mangelernährungsrisiko auf. Bis t4 (N=308) sind 57,5% (n = 177) gewichtsstabil, wobei ein niedrigeres Alter und Pflegegrad eher positiv, Klinikaufenthalte eher negativ mit den Gewichtsverläufen assoziiert sind. Die Cox Regression zeigt ein signifikant steigendes Mortalitätsrisiko mit zunehmendem Alter (HR 1,032; p<0,001), akuten Schmerzen (HR 10,321; p<0,001), einem Gewichtsverlust von≥5% des Körpergewichtes im ersten Halbjahr (HR 2,024; p<0,001) sowie bei hohem Pflegegrad (HR 1,872; p<0,001) und Ischämischen Herzkrankheiten (HR 1,491; p=0,008). Ein initial höherer BMI (HR ,964; p=0,013) ist dagegen mit einem reduzierten Risiko assoziiert.

Schlussfolgerung Es deutet sich an, dass die beobachteten Gewichtsverluste zumindest anteilig einem physiologischen Alterungsprozesses zuordnen lassen. Ein besonderes Augenmerk bei Interventionen (präventiv oder kurativ) ist demzufolge in der Gruppe hochaltriger, pflegebedürftiger Menschen auf den Erhalt der Lebensqualität zu legen.

Abstract

Background Unintended weight loss and malnutrition are associated with increasing age, morbidity and need for nursing care. Therefore unintended weight loss could be interpreted as physiological effect of aging.

Aim and Methods Routine data of 6 longterm-care facilities are used to explore weight changes in 540 high-aged, high maintenance residents during a period of 3 years (t0-t6). The aim of the study is to identify factors which are associated with stable weight and the effect of weight loss on mortality.

Results At t1 24.2% (n=112) lose≥5% of their body weight, 31.1% (n=144) are on malnutrition risk. At t4 (N=308), 57.5% (n=177) shows stable weight, which is more likely at lower age and care level. Residents with at least one hospital stay are less often stable. Cox regression shows significant increasing mortality risk with higher age (HR 1.032; p<0.001), pain (HR 10.321; p<0.001), weight loss≥5% of body weight at t1 (HR 2.024; p<0.001), high care level (HR 1.872; p<0.001) and ischaemic heart diseases (HR 1.491; p=0.008). However, an initial higher BMI (HR .964; p=0.013) is associated with decreased mortality risk.

Conclusion The results seem to indicate, that the detected weight losses are actually part of physiological aging. Therefore, nutritional intervention must focus on retaining quality of life in this group of high-aged people with distinctive care dependency.



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Article published online:
26 May 2023

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