Was ist neu?
Indikationen und epidemiologische Aspekte: Das zerebrovaskuläre Risiko steigt mit zunehmendem Alter und über ⅓ der >65-jährigen
Patienten ist von Gebrechlichkeit betroffen. Deshalb ist Antikoagulation zur Schlaganfallprophylaxe
empfohlen und auch alte Patienten profitieren vom Einsatz neuer oraler Antikoagulanzien
(NOAK). Durch diese Therapie wird, im Vergleich zu den Vitamin-K-Antagonisten (VAK),
die komplizierte individuelle Einstellung auf die Medikation vereinfacht.
Kontraindikationen und Risikosituationen: Gerinnungsstörungen, terminale Niereninsuffizienz oder die Dialysesituation stellen
eine Kontraindikation dar. Das Risiko für Blutungsereignisse kann durch eine prophylaktische
Komedikation mit einem Protonenpumpeninhibitor (PPI) minimiert werden.
Altersbedingte Veränderungen der Risiko-Nutzen-Bilanz: Sturzereignisse häufen sich im Alter und sollten bei allen alten Patienten mit Antikoagulation
mithilfe von Assessment-Instrumenten getestet werden. Die Abnahme der glomerulären
Filtrationsrate erfordert ein umsichtiges und nicht zu weitmaschiges Monitoring der
Nierenfunkton. Adhärenzprobleme aufgrund von funktionellen Einschränkungen können
mit einem frühzeitigen Übergang auf ein partielles oder vollständiges Fremdmanagement
aufgefangen werden.
Konsequenzen für den klinischen Alltag: Alte Patienten mit einer Indikation für eine Therapie mit oralen Antikoagulantien
sollten nach Möglichkeit mit NOAK behandelt werden. Das geriatrische Assessment bietet
wertvolle Hinweise für eine individualisierte und optimierte Indikationsstellung und
für das rechtzeitige Hinzuziehen ergänzender Maßnahmen (z.B. bei Adhärenzproblemen).
Daher sollte es zum Standard des Therapiemonitorings bei dieser Therapieform gehören.
Abstract
Prescribing oral anticoagulation in older patients for e.g. stroke prophylaxis has
proven to be beneficial, but some special risks have to be considered. Renal function
may be substantial impaired and dose reduction in at least some of the substances
is recommended. Therefore, a closer monitoring of renal function is essential. Further
as bleeding risk also increases with age usual scoring lists do less help this therapeutic
dilemma than in younger patients. Adequate blood pressure control is essential in
preventing intracerebral hemorrhage. Fall risk has to be assessed to initiate early
compensation for this risk. Only high and unimprovable fall incidence may outweigh
the benefits of oral anticoagulation therapy (>1 hospital admission per month due
to a fall incident). Comprehensive geriatric assessment is crucial for early detection
of specific adherence problems in older patients and is also helpful for discussion
of individual deprescribing options in an end of live situation.
Schlüsselwörter
Antikoagulation - alte Patienten - Adhärenz - Nierenfunktion - Vorhofflimmern
Keywords
older patients - adherence - renal function - atrial fibrillation - anticoagulation