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DOI: 10.1055/a-2047-8886
Kurz & bündig
Neue Studie: Sand-Strohblumen-Tee für die Darmgesundheit
Die Teetherapie ist eine der verbreitetsten phytotherapeutischen Behandlungsoptionen. Leider tritt sie in der modernen Phytotherapie in den Hintergrund. Gerade Studien bevorzugen das Forschen mit Präparaten – meist aus gut nachvollziehbaren Motiven wie dem Fehlen von wirtschaftlichem Interesse und standardisiertem Wirkstoffprofil beim Tee. Umso erfreulicher ist es, wenn auch mal eine Teetherapie Berücksichtigung findet und dazu noch positive Ergebnisse liefert, wie in den Untersuchungen der Universität Primorska in Slowenien. Eine dort ansässige medizinische Forschungsgruppe beschäftigte sich bereits mehrfach mit den Wirkungen eines Tees aus Strohblumenblüten. Sie konnte nachweisen, dass die Italienische Strohblume (Helichrysum italicum) und die bei uns gebräuchlichere Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium) positive Auswirkungen beim metabolischen Syndrom zeigen. Zum metabolischen Syndrom zählen unter anderem Übergewicht, Bluthochdruck sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen. Die Einnahme von Strohblumentee zeigte positive Auswirkungen auf das Körpergewicht, die Fettmasse und die Blutfettwerte [1] [2].
Bei diesen Effekten soll die Wirkung der Strohblumen auf die Darmgesundheit, insbesondere auf das Darmmikrobiom, eine wesentliche Rolle spielen, so die Vermutung der Forschungsgruppe. Klarheit brachte eine 2022 veröffentlichte Doppelblindstudie. Bei dieser tranken 30 Probanden, die unter dem metabolischen Syndrom litten, 4 Wochen lang 1-mal täglich Tee aus je 1 g Blüten – eine Gruppe mit Italienischer Strohblume, die andere mit Sand-Strohblume. Eine Placebogruppe gab es nicht. Stuhluntersuchungen, Bluttests und ein Protokoll etwaiger Verdauungsbeschwerden begleiteten die Teetherapie.
Von besonderem Interesse war das Verhältnis zweier Bakterienstämme im Darm der Probanden: Firmicutes und Bacteroidetes. Mehrere Studien konnten in den vergangenen Jahren bereits zeigen, dass das Verhältnis der beiden Auswirkungen auf das Körpergewicht hat. Je geringer der Anteil der Bakterienstämme Firmicutes (bzw. je höher der Anteil an Bacteroidetes), desto geringer ist das Körpergewicht. Beide Strohblumen hatten günstige Wirkungen auf das Verhältnis der beiden Bakterienstämme, indem sie das Wachstum von Firmicutes eindämmten. Grund hierfür sollen Polyphenole wie Flavonoide sein. Die Sand-Strohblume reduzierte zudem das Wachstum von bestimmten Bakterien der Gattung Lachnospiraceae, die negative Auswirkungen auf den Zuckerstoffwechsel haben können. Beide Strohblumen verbesserten auch individuelle Verdauungsbeschwerden der Probanden und senkten im Darm gebildete Entzündungsbotenstoffe, die negative Auswirkungen beim metabolischen Syndrom haben können [3].
Fazit
Die bei uns gebräuchlichen Blüten der Sand-Strohblume (Helichrysi flos) haben eine Monografie des HMPCs bekommen und finden traditionell bei Verdauungsbeschwerden mit Blähungen Anwendung. Auch beim metabolischen Syndrom ist sie eine interessante Option, wie die aktuelle Studie zeigt. Dass kein Phytopharmakon mit Sand-Strohblume auf dem Markt ist, stellt kein Hindernis für deren Einsatz dar: Auch das Teetrinken scheint zu wirken.
Die besprochene Studie zeigt auch, dass in der phytotherapeutischen Forschung nicht nur die Teetherapie, sondern auch das Darmmikrobiom mehr Aufmerksamkeit verdienen würde. Denn bevor die meisten Wirkstoffe in den Körper gelangen, treffen sie auf die Darmbakterien. Die Kenntnis der Wechselwirkung zwischen pflanzlichen Wirkstoffen und dem Darmmikrobiom erlaubt uns ein umfangreicheres Verständnis über Wirkung von Heilpflanzen.
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in der Zeitschrift medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch einen Arzt oder Apotheker nicht ersetzen können. Jeder Nutzer ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren, Herausgeber und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
26. Juni 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Kenig S, Kramberger K, Šik Novak K. et al. Helichrysum italicum (Roth) G. Don and Helichrysum arenarium (L.) Moench Infusions in Reversing the Traits of Metabolic Syndrome: A Double-Blind Randomized Comparative Trial. Food Funct 2022; 13: 7697-7706
- 2 Kenig S, Kramberger K, Petelin A. et al. Helichrysum italicum ssp. italicum Infusion Promotes Fat Oxidation in Hepatocytes and Stimulates Energy Expenditure and Fat Oxidation after Acute Ingestion in Humans: A Pilot Study. Plants 2021; 10: 1516
- 3 Petelin A, Šik Novak K, Hladnik M. et al. Helichrysum italicum (Roth) G. Don and Helichrysum arenarium (L.) Moench Infusion Consumption Affects the Inflammatory Status and the Composition of Human Gut Microbiota in Patients with Traits of Metabolic Syndrome: A Randomized Comparative Study. Foods 2022; 11: 3277