Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2023; 17(03): 265-279
DOI: 10.1055/a-2061-9573
Allgemeine Chirurgie

Management von Hämoptysen: eine interdisziplinäre Herausforderung

Management of Hemoptysis: An Interdisciplinary Challenge
Nicolas Hümmler
1   Department Chirurgie, Klinik für Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
,
Mirjam Elze
2   Department Chirurgie, Klinik für Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
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Bei Hämoptysen handelt es sich um ein seltenes Krankheitsbild, das gleichwohl die Kliniker*innen vor allem in der Behandlung ausgeprägter Hämoptysen vor eine massive Herausforderung stellen kann. Eine interdisziplinäre Betreuung liefert das bestmögliche Ergebnis für die Patient*innen. Ziel dieser Arbeit ist es, das Management und die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten der Hämoptysen darzustellen und praktische Empfehlungen für den Alltag zu geben.

Abstract

Hemotpysis is a rather rare clinical disease, though treatment (especially of massive hemoptysis) might pose a challenge for clinicians. Hemoptysis is defined as expectoration of blood from the lower respiratory tract and is considered massive at more than 300 ml/24 h. In 95% the source of bleeding are the bronchial arteries. The most common causes for hemoptysis are infectional pulmonary diseases, lung cancer or pulmonary embolism. Management priorities are surveying vital signs, applying oxygen, positioning the patient on the affected side and airway protection. Therapy of hemoptysis often requires interdisciplinary skills of bronchologists, anesthesiologists, radiologists and thoracical surgeons. For imaging a CT scan with iv contrast is the examination of choice, nontheless a bronchoscopy should always be performed (irrespective of the dimension of hemotpysis). In most cases a conservative management is not sufficient. Bronchoscopy can accurately determine the site of bleeding, if the source of bleeding is within the central airways bronchoscopy can supply a definitive therapy. In cases of continuous bleeding a radiological or surgical intervention might be required.

Kernaussagen
  • Leichte Hämoptysen sind als blutig tingiertes Sputum oder reines Blut in Mengen < 300 ml/24 h oder akut < 100 ml definiert, von einer Hämoptoe spricht man bei Blutmengen > 300 ml/24 h oder akut > als das Volumen des anatomischen Totraums.

  • 95% aller Hämoptysen stammen aus den Bronchialarterien und damit aus dem systemischen Kreislauf.

  • Die häufigsten Ursachen für Hämoptysen sind entzündliche Prozesse, Lungenkarzinome und Lungenembolien.

  • Die wichtigsten Sofortmaßnahmen bei Hämoptysen bestehen in einer Messung der Vitalparameter, einer Sauerstoffgabe, der Lagerung auf die erkrankte Seite und der Sicherung des Atemwegs.

  • Eine CT-Thorax mit i. v. Kontrastmittel ist die bildgebende Methode der Wahl. Eine Bronchoskopie sollte unabhängig vom Ausmaß der Hämoptysen grundsätzlich immer erfolgen.

  • Die Therapie von Hämoptysen erfordert meist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Broncholog*innen, Anästhesist*innen, Radiolog*innen und Thoraxchirurg*innen.

  • Eine konservative Therapie ist selten ausreichend.

  • Bei endoluminalen Blutungsquellen ermöglicht die Bronchoskopie auch die definitive Therapie.

  • Anhaltende periphere Blutungen bedürfen meist einer radiologischen oder gar thoraxchirurgischen Intervention.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023

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