Diabetologie und Stoffwechsel 2023; 18(S 02): S239-S249
DOI: 10.1055/a-2076-0080
DDG-Praxisempfehlung

Diabetes mellitus im Alter

Andrej Zeyfang
1   Klinik für Innere Medizin, Altersmedizin und Diabetologie, medius KLINIK OSTFILDERN-RUIT, Deutschland
,
Jürgen Wernecke
2   Medizinisch-geriatrische Klinik, Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg, Deutschland
,
Anke Bahrmann
3   Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Medizinische Klinik 3, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
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Aktualisierungshinweis

Die DDG-Praxisempfehlungen werden regelmäßig zur zweiten Jahreshälfte aktualisiert. Bitte stellen Sie sicher, dass Sie jeweils die neueste Version lesen und zitieren.

Inhaltliche Neuerungen Gegenüber der Vorjahresfassung

Neuerung 1: Modifikation Einsatz von SGLT-2-Inhibitoren bei Älteren

Begründung: Altersbeschränkungen für SGLT-2-Inhibitoren wurden aufgehoben.

ggf. stützende Quellenangabe: [28]

Neuerung 2: Lipidtherapie

Begründung: Geänderte Lipidzielwerte bei sehr hohem und hohem CV-Risiko

ggf. stützende Quellenangabe: [27]

Neuerung 3: De-Eskalation Insulintherapie

Begründung: NVL Typ 2 DM

ggf. stützende Quellenangabe: [5]

Neuerung 4: Literaturverzeichnis aktualisiert

Begründung: neue Studien wurden zum Thema veröffentlicht

Aufgrund der guten medizinischen Versorgung in Deutschland erreichen inzwischen viele Menschen mit Diabetes mellitus ein hohes Alter: Von den etwa 340 000 Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes sind mehr als 100 000 Betroffene über 70 Jahre alt. Unter den etwa acht Millionen Betroffenen mit Typ-2-Diabetes gehört ein Viertel der Altersgruppe der über 75-Jährigen an und etwa eine Million ist über 80 Jahre alt [8].

Bundesweit gibt es insgesamt etwa 630 000 pflegebedürftige Personen mit Diabetes mellitus. Die Aussagen der Praxisempfehlungen richten sich vorwiegend an die Mehrheit der älteren Menschen mit Typ-2-Diabetes und können nur einen Teil der Besonderheiten des alten Menschen mit Diabetes wiedergeben. Themen wie Typ-1-Diabetes im Alter, End of Life, Schnittstellenmanagement oder Ethik sind in der kompletten S2k-Leitlinie behandelt.

Der geriatrische Patient ist definiert durch Multimorbidität und ein höheres Lebensalter. Alterstypische Funktionseinschränkungen und eine hohe Vulnerabilität erzeugen besonderen Handlungsbedarf, der über die Blutglukoseeinstellung und das Management kardiovaskulärer Risikofaktoren oder diabetestypischer Komplikationen hinausgeht. Für eine differenzierte Therapieplanung sollten ältere Patienten in funktionelle Gruppen eingeteilt werden ([Tab. 1])

Tab. 1

Einteilung in funktionelle Gruppen.

Patientengruppe

Patientenbeschreibung

funktionell unabhängig

ältere Menschen mit Diabetes mellitus und gutem funktionellem Status. Patienten mit geringer Komorbidität, allenfalls geringer kognitiver Einschränkung und guten Kompensationsmöglichkeiten

funktionell leicht abhängig

ältere Menschen mit Diabetes mellitus und eingeschränktem funktionellem Status. Patienten mit Multimorbidität, funktionellen und kognitiven Einschränkungen sowie geriatrischen Syndromen

funktionell stark abhängig

ältere Menschen mit Diabetes mellitus und extrem eingeschränktem funktionellem Status oder terminal erkrankte Menschen. Patienten mit Multimorbidität, geriatrischen Symptomen, ausgeprägten funktionellen und kognitiven Einschränkungen und Vorliegen von Erkrankungen mit limitierter Lebensprognose, z. B. terminale Herz-, Nieren- oder maligne Erkrankungen

End of Life

Menschen, die sich in der unmittelbaren Sterbephase befinden.

Zur Feststellung der Ressourcen und Defizite (Einteilung in funktionelle Gruppen) soll ein geriatrisches Assessment durchgeführt werden (Praxistool 1, siehe Anhang).



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
30. Oktober 2023

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