Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(08): 911-912
DOI: 10.1055/a-2105-8556
DGGG
Mitteilungen aus der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG)

Aus der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Trans* im gynäkologischen Praxisalltag – eine Herausforderung?

Geschlechtsinkongruenz beschreibt die fehlende Übereinstimmung zwischen dem individuellen Erleben als männlich, weiblich oder divers (z. B. genderqueer, agender) und dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht. Transition beschreibt den Prozess der Änderung der Geschlechtsrolle, also Mann zu Frau, Frau zu Mann bzw. Mann oder Frau zu einer alternativen Kategorie. Ändert sich ausschließlich die Geschlechtsrolle, spricht man von sozialer Transition. Werden auch Behandlungen zur Veränderung der körperlichen Geschlechtsmerkmale genutzt, spricht man von medizinischer Transition [1].

Juristisch steht die längst überfällige Novellierung des Transsexuellengesetz (TSG) durch Streichung und Ersatz durch das Selbstbestimmungsgesetzes an. Wünschenswerterweise führt dies zu deutlich mehr Rechten und Freiheiten für die Betroffenen, aber auch zu aufkommenden Fragen, was daraus an Konsequenzen für uns Behandler*innen erwachsen werden.

Für die Betroffenen besteht darüber hinaus ein bürokratisches Spannungsfeld. Während nach der deutschen S3-Leitlinie „Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Transgesundheit“ vor bzw. während der hormonellen Behandlung und der Transition eine psychotherapeutische Begleitung zwar deutlich empfohlen, aber nicht vorausgesetzt wird, fordert der MDK für die Bewilligung von Behandlungskosten für medikamentöse und operative Maßnahmen eine vorausgegangene psychotherapeutische Behandlung [2].



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. August 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Nieder TO, Briken P. Transgender, Transsexualität und Geschlechtsdysphorie. In: Vorderholzer U, Hohagen F. eds. Therapie Psychischer Erkrankungen. München: Elsevier; 2018: 377-379
  • 2 Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS). Begutachtungsanleitung. Geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Transsexualität. Essen: 2009
  • 3 Güldenring A. A critical view of transgender health care in Germany: Psychopathologizing gender identity – Symptom of ‘disordered’ psychiatric/psychological diagnostics?. Int Rev Psychiatry 2015; 27: 427-434 DOI: 10.3109/09540261.2015.1083948.
  • 4 [DGfS] Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung. Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit: S3-Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung. Version 1.1 (22.02.2019). Berlin: AWMF; 2018
  • 5 Nieder TO, Strauß B. S3-Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung im Kontext von Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit: Hintergrund, Methode und zentrale Empfehlungen. Z Sex-Forsch 2019; 32: 70-79
  • 6 Eyssel J, Koehler A, Dekker A. et al. Needs and concerns of transgender individuals regarding interdisciplinary transgender healthcare: A non-clinical online survey. PLoS One 2017; 12: e0183014
  • 7 Nieder TO, Richter-Appelt H. Transgender: Transsexualität, Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie. In: Berner M, Briken P. Hrsg. Praxisbuch Sexuelle Störungen: Sexuelle Gesundheit, Sexualmedizin, Psychotherapie Sexueller Störungen. Stuttgart: Thieme; 2013: 203-222
  • 8 Mehring N. Der schwangere Vater – Zur medizinischen Versorgung von schwangeren Transmännern und nicht-binären schwangeren Personen. Gyne 2022; 4: 69-73