Zusammenfassung
Hintergrund Die Folgen der Ökonomisierung und der Personalmangel
im deutschen Gesundheitswesen treffen pädiatrische Versorgungsstrukturen
stark, insbesondere in ländlichen Regionen. Es ist kaum bekannt, wie
sich Schließungen pädiatrischer Abteilungen auf
Patientenströme umliegender Krankenhäuser auswirken.
Fragestellung: Welche quantitativen Auswirkungen haben die Schließung
der pädiatrischen Abteilung eines Kreiskrankenhauses und die
nachfolgende Eröffnung eines ambulanten Versorgungsangebots auf die
Inanspruchnahme der Versorgungsleistungen der beiden benachbarten
Krankenhäuser und den Rettungsdienst der Region?
Methodik Im Beobachtungszeitraum 2015 bis 2019 wurden Patientendaten der
drei Krankenhäuser der Beobachtungsregion sowie Daten des
Rettungsdienstes des Landkreises gemeinsam ausgewertet. Eingeschlossen wurden
Patienten unter 18 Jahren aus 12 Postleitzahlenbereichen.
Ergebnisse Im Jahr nach der Schließung der Pädiatrie des
Kreiskrankenhauses in 2016 verringerte sich die Gesamtanzahl der
stationären Fälle der Region zunächst um 33%
(2015: n=1.787; 2016: n=1.193) und reduzierte sich dann noch um
weitere 11% (2019: n=1.005). Die Anzahl ambulanter Fälle
verringerte sich insgesamt um 8% (2015: n=6.250; 2019:
n=5.770). Im Jahr 2019 war der Rettungstransportwagen wesentlich
häufiger im Einsatz als im Jahr vor der Schließung (2015:
n=398; 2019: n=572). Dies bedeutet eine Steigerung um
44%.
Schlussfolgerung Nach der Schließung der
Pädiatrie-Abteilung verringerte sich die Gesamtanzahl der
stationären Fälle in der Region stark, tatsächliche
Versorgungslücken sind offenbar aber nicht entstanden. Vor einer
Schließung sollten die Folgen für die umringenden
Krankenhäuser genauer eingeschätzt werden. Echten
Versorgungslücken muss entgegengewirkt werden, z. B. durch
alternative ambulante Angebote.
Schlüsselwörter
Pädiatrie - Stationäre Versorgung - Regionale Versorgung - Patientenflüsse - Kinderportalpraxis - Rettungsdienst