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DOI: 10.1055/a-2139-6541
Differenzialdiagnostisches Vorgehen bei Lebererkrankungen
Erhöhte Leberwerte sind in der täglichen Praxis keine Seltenheit – und die zahlreichen Differenzialdiagnosen eine diagnostische Herausforderung. Ab wann sind weitere diagnostische Schritte erforderlich? Wann wird eine Überweisung zum Gastroenterologen oder gar eine stationäre Aufnahme notwendig? Ziel dieser Fortbildung ist es, Ordnung in die Fülle an möglichen Diagnosen zu bringen und einen roten Faden für die diagnostischen Schritte aufzuzeigen.
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Erhöhte Leberwerte sind häufig: Jeder vierte bis fünfte Patient in der primärärztlichen Versorgung weist erhöhte Leberwerte auf.
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Bei Werten unterhalb des Zweifachen der oberen Normwertgrenze und fehlenden Zeichen der Leberinsuffizienz bzw. einer akuten Erkrankung kann zunächst zugewartet werden. Die erhöhten Werte sollen in einigen Wochen kontrolliert werden („Watch and Control“). Wenn sie persistieren, ist eine Abklärung angeraten.
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Die Anamnese ist entscheidend. Man sollte insbesondere nach Reisen, Hobbys, Medikamenteneinnahme, Infektionskrankheiten, Arbeitsplatz und Ernährungsgewohnheiten fragen. Auch Phytotherapeutika sowie mögliche weitere Noxen sollten erfragt werden.
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Um die Schwere der Hepatopathie einzuschätzen, eignet sich die Höhe der Transaminasen nicht. Hierzu sollten stets die Lebersyntheseparameter mitbestimmt werden (Quick/INR, Albumin).
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In der Primärdiagnostik sollten ein Grundlabor mit Leberwerten (GPT, GOT, γ-GT, AP, Bilirubin), INR, Albumin, TSH, Kreatinin, Blutbild und ggf. eine Sonografie durchgeführt werden.
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Bei erhöhten Leberwerten ist eine Einteilung in eine primär hepatitische und eine primär cholestatische Form bzw. Mischformen mit typischen zugrunde liegenden Ätiologien möglich.
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Die erweiterte Diagnostik ist komplex und vielfältig und richtet sich nach den Ergebnissen der Anamnese, der Sonografie und dem Grundlabor.
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Grundsätzlich können sehr viele Medikamente ein DILI hervorrufen, wobei bestimmte Substanzen besonders häufig ursächlich sind.
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Bei erhöhten Leberwerten muss stets auch an extrahepatische Ursachen gedacht werden.
Publication History
Article published online:
17 September 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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