Zusammenfassung
Hintergrund Aufgrund der Seltenheit der solitär fibrösen Tumoren ist das Ziel dieser Studie,
die klinischen Charakteristika, die Therapie und das Outcome betroffener Patienten
zu beschreiben und Faktoren zu identifizieren, die mit einer Rezidiventwicklung einhergehen.
Methodik Retrospektive Studie einer Kohorte von 20 Patienten, die zwischen 2002 und 2023 in
der Universitätsklinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie an einem orbitalen solitär
fibrösen Tumor operiert wurden. Demografische, klinische und therapeutische Daten
sowie Ergebnisse aus der Tumornachsorge wurden gesammelt. Das Tumorvolumen und molekulargenetische
Mutationen wurden nachbestimmt.
Ergebnisse Das mediane Alter bei Erstoperation lag bei 49,5 Jahren. In 65% der Fälle war die
linke Orbita betroffen. Das häufigste klinische Symptom war der Exophthalmus (80%).
Dieser wurde mit einer mittleren Seitendifferenz von 3,9 mm (Range 1 – 10 mm) angegeben.
Die Tumoren waren vermehrt im Intra- und Extrakonalraum, im kraniolateralen Quadranten
und mittleren Drittel lokalisiert. Die Tumorvolumina lagen im Median bei 7,66 cm³
(Range 2,15 – 12,57 cm³). Bei allen Patienten wurde die Diagnose durch pathologische
Untersuchungsmethoden gestellt. Alle molekulargenetisch untersuchten Tumoren wiesen
eine NAB2-STAT6-Mutation auf. Am häufigsten detektiert wurde die Fusion NAB2 Exon
4 – STAT6 Exon 2. Alle Patienten wurden initial über eine frontolaterale Orbitotomie
behandelt. Bei 35% (n = 7) kam es zu einer unvollständigen Resektion (R1-Status).
Die Rezidivrate lag bei 25% (n = 5) mit einem medianen krankheitsfreien Intervall
von 45,5 Monaten (Range 23 – 130). 80% (n = 4)
der Rezidive wurden initial R1-reseziert.
Schlussfolgerung Orbitale solitär fibröse Tumoren sind seltene Raumforderungen, die sich klinisch
durch Zeichen der Bulbusverdrängung äußern. Die Diagnose wird durch histologische
und immunhistochemische Untersuchungen gestellt und kann mit einem molekulargenetischen
Nachweis der NAB2-STAT6-Mutation bewiesen werden. Der therapeutische Goldstandard
ist die vollständige operative Entfernung. Eine R1-Resektion wird bei intrakonaler
Lage sowie bei Lage im hinteren Orbitadrittel aufgrund der schwierigeren chirurgischen
Erreichbarkeit wahrscheinlicher. Der größte Risikofaktor für die Entwicklung eines
Rezidivs im weiteren Krankheitsverlauf ist die unvollständige operative Entfernung.
Späte Rezidive sind möglich, weswegen eine langfristige Anbindung an eine spezialisierte
Klinik notwendig ist.
Schlüsselwörter
solitär fibröser Tumor - orbitale Neoplasie - frontolaterale Orbitotomie - retrospektive
Studie - NAB2-STAT6-Mutation - Rezidivrisikofaktoren