Zeitschrift für Palliativmedizin 2024; 25(03): 127-133
DOI: 10.1055/a-2232-4586
Perspektiven

Psychodynamisches Verstehen assistierter Suizidwünsche im palliativen Setting

Christina Kaneider
,
Gianluca Crepaldi

Ärzte und Ärztinnen, die im palliativen Kontext für Beratung und Aufklärung zur Sterbeverfügung angefragt werden, sind Verunsicherungen, institutionellen Barrieren und emotionalen Belastungen ausgesetzt [1]. Ungeachtet der normativen Debatte um den assistierten Suizid benötigen Palliativmediziner*innen entsprechende Reflexionsinstrumente, um den individuellen Sterbewunsch und seine latente Bedeutung angemessen einzuordnen. Ein psychodynamisches Verstehen des Einzelfalls kann hilfreiche Orientierung in der Betreuung, Beratung und Aufklärung von Patient*innen mit assistiertem Suizidwunsch bieten.

Fazit

Take Home Message

Diese hier beschriebenen unbewussten Beziehungsdynamiken gelten in erhöhtem Ausmaß für das Thema des AS und seiner Ablehnung in weiten Teilen der Medizin. Gerade deshalb wäre eine besonders feinfühlige Herangehensweise von Mediziner*innen erforderlich, die über ein hohes Ausmaß an Selbstreflexion verfügen, welches über psychodynamische Fort- und Weiterbildung, Selbsterfahrung und Supervision geschult und vertieft werden könnte.

Zusatzmaterial



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
29. April 2024

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  • Literatur

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