Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2025; 60(03): 185-191
DOI: 10.1055/a-2280-2575
Leitlinien in der Praxis

Ultraschall für periphere Nervenblockaden und neuraxiale Anästhesie

Perioperative Use of Ultrasound in Regional Anesthesia
Marius Graf
,
Thomas Volk

Zusammenfassung

Die Anwendung von Ultraschall für die Regionalanästhesie etabliert sich zunehmend als Goldstandard, was die aktuelle Leitlinie zur perioperativen Nutzung von Ultraschall in der Regionalanästhesie (PERSEUS) aus 2021 unterstützt. Diese Leitlinie überprüft die Effektivität, Sicherheit und Weiterbildungsanforderungen für ultraschallgestützte Anästhesieverfahren und stellt Empfehlungen für verschiedene Blockadetechniken sowie Lehrmethoden der sonografiebasierten Verfahren vor. Studien zeigen, dass die Nutzung von Ultraschall in den meisten Fällen die Erfolgsrate steigert und Komplikationen reduziert, insbesondere bei der Durchführung von Blockaden an oberen und unteren Extremitäten. Dennoch besteht eine hohe Heterogenität der Daten, und für viele Verfahren, insbesondere für Rumpf- und neuraxiale Blockaden, sind noch keine eindeutigen Empfehlungen möglich. Die Leitlinie gibt spezifische Qualitätsindikatoren vor, doch ist die Datenlage teilweise unklar. Auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung wird ein strukturiertes Modell empfohlen, das praktisches und theoretisches Wissen kombiniert. Die Autoren der Leitlinie sehen Ultraschall aufgrund seiner visuellen Sicherheitsvorteile als Standard in der Regionalanästhesie, obwohl die Anwendung bei einigen Verfahren noch nicht vollständig evidenzbasiert ist.

Die Anwendung von Ultraschall für die Regionalanästhesie etabliert sich zunehmend als Goldstandard – die aktuelle Leitlinie zur perioperativen Nutzung von Ultraschall in der Regionalanästhesie (PERSEUS) aus 2021 unterstützt dies. Allerdings besteht eine hohe Heterogenität der Daten. Somit sind für viele Verfahren, insbesondere für Rumpf- und neuraxiale Blockaden, noch keine eindeutigen Empfehlungen möglich, wie dieser Beitrag darstellt.

Abstract

The use of ultrasound in regional anaesthesia is increasingly establishing itself as the gold standard, as supported by the 2021 PERSEUS guideline on the perioperative use of ultrasound in regional anaesthesia. This guideline reviews the effectiveness, safety, and training requirements for ultrasound-guided anaesthesia techniques and provides recommendations for various block techniques as well as educational approaches for sonography-based methods. Studies show that the use of ultrasound generally increases success rates and reduces complications, particularly in performing upper and lower extremity blocks. However, there remains significant heterogeneity in the data, and clear recommendations are still lacking for many techniques, especially for truncal and neuraxial blocks. The guideline specifies quality indicators, though the data supporting these is occasionally unclear. For training and education, a structured model combining practical and theoretical knowledge is recommended. The authors of the guideline regard ultrasound as the standard in regional anaesthesia due to its visual safety advantages, although the application for some procedures is not yet fully evidence-based.

Kernaussagen
  • Ultraschall (US) wird zunehmend als Standardverfahren in der Regionalanästhesie betrachtet, da er die Sicherheit und Wirksamkeit bei der Blockadeanwendung erhöht.

  • Die PERSEUS-Leitlinie empfiehlt die US-Anwendung besonders für Nervenblockaden der oberen und unteren Extremitäten, basierend auf den positiven Effekten bezüglich Erfolgsrate und Komplikationsreduktion.

  • Die US-Nutzung reduziert nachweislich das Risiko für vaskuläre Fehlpunktionen und andere Komplikationen bei verschiedenen Blockadetechniken, was die Patientensicherheit verbessert.

  • Bei Blockaden wie der interskalenären oder axillären Blockade werden mit US oft höhere Erfolgsraten erzielt, wobei die Ergebnisse aufgrund der Heterogenität der Studien schwanken.

  • Die Leitlinie definiert minimale Erfolgs- und maximale Komplikationsraten für Blockaden der oberen und unteren Extremitäten, wenngleich die Herkunft dieser Grenzwerte teilweise nicht nachvollziehbar ist.

  • Viele der Empfehlungen basieren auf heterogenen Studien mit kleinen Stichproben, was verlässliche Aussagen erschwert. Dies betrifft u. a. Komplikationsraten bei verschiedenen Blockaden.

  • Für neuraxiale Verfahren gilt: US kann bei komplexen Punktionen (z. B. bei Skoliose oder Adipositas) helfen, jedoch zeigt die Leitlinie keine eindeutigen Vorteile für die Routineanwendung auf.

  • Ein mehrstufiges, intensives Ausbildungsmodell für die US-gestützte Regionalanästhesie, das auf Theorie, Simulation und supervidierter Praxis basiert, wird empfohlen.

  • Trotz der hohen Anschaffungskosten für US-Geräte zeigen Kostenanalysen auf, dass sich diese durch Effizienzsteigerung und reduzierte Komplikationsraten schnell amortisieren.

  • Es besteht weiterhin Bedarf an klaren Qualitätsindikatoren und einheitlichen Erfolgsdefinitionen, um die Wirksamkeit und Sicherheit der US-gestützten Regionalanästhesie besser zu erfassen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. März 2025

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